Als ich unlängst einen Spaziergang unternahm, um mich nach meiner Gewohnheit an Gottes freier Natur zu ergetzen – wer hätte da wohl gedacht, daß ich mich noch am selben Abende hinter meinem Schreibpulte wiederfinden würde, um eine Invektive wider die Schänder und Schmäher jener selben Natur zu verfassen? Es war aber auch ein gar zu trauriger Anblick: dort, wo noch vor wenigen Jahren ein stiller Waldweg den Wanderer in die lieblichste Gegend entführte, kreuzen sich nun greuliche Forstwege, welche in ihrer Art beinahe Autostraßen gleichen, allenthalben zeigen sich plattierte und eingeebnete Flächen voller Kies und Schmutz, eine wahrhafte Pfühle, und die gebrochenen Stämme des Waldes liegen in der unordentlichsten Verwirrung, kreuz und quer an den unwirtlichen Halden umher! Jenseits des Baches keuchte ein Lastzug eine jener Waldstraßen entlang, eine Schubraupe sang munter die zweite Stimme dazu, und zu allem Überfluß waren auch noch Arbeiter zugegen (bisweilen macht die Kettensäge den Tenor), welche den Wanderer vermutlich als ebenso unliebsame wie unwillkommene Erscheinung begrüßen als der Wanderer sie selbst. Ich fand mich also unverhofft in eine Gegend versetzt, die ich so ganz anders in Erinnerung hatte, und wie erfüllte tiefe Bitterkeit mein Herz, da ich sah, was man innerhalb kurzer Zeit an ihr gefrevelt hatte!
Und in der Tat sind die Bemühungen um die Bewahrung und den Erhalt unserer Natur nachgerade zur Posse geraten: gewiß wollen wir den aufrechten Sinn jener Menschen nicht in Abrede stellen, die sich nach Kräften bemühen, wider den Verrat und die Schändung unserer Natur aufzutreten. Indessen handelt es sich hierbei eben zumeist um Einzelpersonen und Sozietäten geringen Umfanges, die weder über die entsprechende Macht noch die Mittel verfügen, als daß sie wahrhaft wirksame Maßnahmen ins Werk zu setzen vermöchten; jene werden denn auch leider kaum gehört und von denjenigen, deren allernächste und vornehmste Pflicht es wäre, unsere Natur nach Kräften zu bewahren, in gewohnter Weise ignoriert oder abgewiesen. Jene letzteren meinen, es genügte, einige Gebiete, aus denen schlechterdings kein wirtschaftlicher Nutzen zu ziehen ist, als Nationalparks oder Naturschutzgebiete auszuweisen und diese sogleich mit allerlei Verboten und Rücksichten zu belegen. Wir wollen fragen, was es also fromme, derartige Latifundien zu stiften, welche ja doch nur ein Betätigungsfeld für wenige Wissenschaftler, Forstleute, Zoologen und ähnliche Privilegierte vorstellen, während alle anderen davon ausgenommen bleiben. Man meint, es genügte, einige Lehr- und Trampelpfade anzulegen, wo es dem Wanderer kaum gestattet sei, zwei Schritt nach links oder drei nach rechts zu tun, da man anders den hochsensiblen Naturraum störe. Hier brütet eine Kolonie seltner Vögel, dort der Gänsegeier, wieder woanders sprossen seltne Pflanzen – hier ist das Verlassen dieses Weges untersagt, dort das Betreten jener Fläche verboten – was, so fragen wir, soll es also frommen, derartige Latifundien zu stiften, wenn deren uneingeschränkte Nutzung doch nur wieder einem Klüngel von wenigen Privilegierten gestattet ist?
Wie es also um den Naturschutz tatsächlich bestellt ist, hinter dessen Maskerade manch ein profitabler Handel abgetan wird, wäre noch einer näheren Prüfung zu widmen. Es ist wahrhaft erstaunlich, wie gar schnell der sogenannte Naturschutz zur Privatsache wird, sowie monetäre Interessen ins Blickfeld gewisser Leute geraten. Plötzlich werden die unerhörtesten Dinge zur Realität: ganze Naturlandschaften werden an vermögende Privatiers versilbert, und jene, die Natur gleichsam als ihr Privateigentum betrachtend, versäumen nicht, den erworbenen Besitz alsogleich zu befrieden und als für die Öffentlichkeit unzugänglich auszuweisen. Fürnehme Jagdherren lassen die großzügigsten Fahrwege zu entlegenen Jagdhäusern anlegen, und wir können noch von Glück sagen, wenn jene nur ihre Geländewägen bemühen, um dorthin zu gelangen – falls sie es der Bequemlichkeit halber nicht etwa vorziehen, sich per Helikopter einfliegen zu lassen. Wir neigen dazu, darüber den Kopf zu schütteln – und doch sind derlei Gewohnheiten bei manchem Hubertusjünger, der viel Geld, dafür desto weniger Bewußtsein für seine Umwelt hat, längst zur gängigen Praxis geworden. Ähnlich verhält es sich in Sachen der Almwirtschaft: wie manch eine Alp, welche vor nicht allzulanger Zeit noch in einem wahren Dornröschenschlaf vor sich hindämmerte, wird heute nicht auf bequemem Fahrwege erreicht!
Auf diese Weise wird der Kreis, innerhalb dessen sich der die Ruhe suchende Wanderer abseits des Massentourismus bewegen kann, immer enger. Ganze Landstriche werden, wo sie nicht bereits dem groben Eigennutz von Kapitalisten und Privatpersonen oder aber opportunen Naturschützern, die, im Gegensatz zu den wahren, vorzüglich ihre eigene Auffassung von Naturschutz vertreten, zum Opfer gefallen sind, für den Massentourismus erschlossen. Das notwendige Resultat ist, daß ganze Kolonnen von Fahrzeugen sich die Bergstraßen emporwälzen, damit unsere rastlose, stets nach neuen Sensationen begierige Gesellschaft Gelegenheit erhalte, sich auf möglichst bequeme Weise an der Natur zu ergötzen – und wir wollen dies Recht auch billig jedermann zugestehen, wie denn der Mensch in bezug auf Rechte überhaupt sehr gerne von sich und in bezug auf Pflichten sehr gerne von anderen zu reden pflegt – die Ruhe und Stille jedoch, und nun gar der Erholungswert sind dahin! Höchst interessant ist in diesem Zusammenhange auch die Beobachtung, wie unsere Natur sogleich zum Spekulationsobjekt wird, sobald sich auch nur der geringste materielle Vorteil daraus schlagen läßt: eignet sich ein entsprechendes Areal etwa zur Forstraumbewirtschaftung, so werden sogleich Maßnahmen ergriffen, möglichst geräumige und breite Wege anzulegen, damit das Befahren behufs einer effektiveren Nutzung auch mit Lastzügen und Kränen möglich werde! Wird anders ein Gebiet absonderlich nutzbar für den Tourismus erfunden, so entsteht hier eine Seilbahn, dort eine Panoramastraße, wenn vorzüglich geeignet für energetische Nutzung, hier ein Stausee, dort ein Kraftwerk, eine Hochspannungsleitung, wenn für die Industrie, eine Raffinerie usw.
Man wird vielleicht einwenden, dergleichen sei nötig, da wir doch alle mehr oder minder von der Wirtschaft profitierten und überdies Arbeitsplätze und die allgemeine Wohlfahrt des Volkes dadurch befestigt würden. Wir indessen wollen auf dies vielbemühte Argument nur insoweit eingehen, als wir wissen, daß gewisse Menschen mit derlei Geschäften Abermillionen und Abermilliarden verdienen, dieweil das Volk gleichwohl leer ausgeht, und daß dergleichen weder nötig noch überhaupt sinnvoll sei, um solcher Opfer willen eine solche Verschwendung zu betreiben. Wir möchten meinen, diese Leute, welche vorzugsweise in den oberen Stellen der Politik und der Wirtschaft, aber leider auch im gemeinen Volke – dann nämlich, wenn einzelne unter ihm an den nämlichen Interessen zu profitieren beginnen – zu suchen sind, opferten nur ihrem Bauche, hielten ihren Magen höher als irgendwelche ethisch untadeligen Gedanken, und so verhält die Sache sich denn auch stets, sobald unersättliche Raffgier und Habsucht ihre Hand im Spiel haben. Da wäscht man sich denn so gerne die Hände in Unschuld, verordnet hier eine Geschwindigkeitsbegrenzung, um die Emission, wie man vorgibt, zu mindern, weist dort einige Flecken Ödland als Naturschutzgebiet aus, um dem Volke zu zeigen, welch innigen Anteil man an den Bewandtnissen der Natur doch nicht geneigt sei zu nehmen! Daß man ja nur nicht etwa zu behaupten wage, man setze ja schließlich nichts daran und nehme dadurch ja auch keinerlei Nachteile in kauf. Wehe aber, sollte auf dem nämlichen Ödlande unvermutet eine Ölquelle sich finden, wehe, ein Gletscher sei an günstiger Stelle gelegen und verspräche durch die Bewirtschaftung als Skigebiet eine lukrative Einnahmequelle! Wir wollten nun allsogleich zusehen, mit wie gar vielen Vorwänden und Ausflüchten man den Naturschutz am Gängelbande führen und räsonieren wolle, wie es von unschätzbarem Nutzen wäre, für diesmal die „Interessen der Allgemeinheit“ (recte die des Geldes) in den Vordergrund zu stellen; und siehe, allsogleich hat man schon wieder eine Geschwindigkeitsbegrenzung, eine neue Filterverordnung für Fahrzeuge, einen Fetzen Ödland, den man zum Naturschutzgebiet erklären will oder sonst ein billiges Surrogat zur Hand, an dem man sich nach üblicher Weise schadlos halten und seinen guten Willen und Sinn für die Natur üben will! Ihr blinden Führer, die ihr die Mücken aussiebt, das Kamel aber verschluckt! [1]
Wer einmal so recht das Spiel durchschaut hat, wie hierzulande und fast überall Umweltpolitik betrieben wird, der sieht gar bald, worauf all dies hinaus will: das Recht des Menschen, sich frei in der Natur zu bewegen, ist schon längst zu einer theoretischen Satzung verkommen. Im wahren Leben sieht es zumeist ganz anders aus, und wo eine freie Nutzung des Naturraumes dem Rechte nach noch besteht, da findet sich gewiß sogleich ein Privatmann oder ein Forstbeamter ein, der einem auf unmißverständliche Weise, indem er etwa einem an den Fingern sämtliche Paragraphen und Verbote herzählt, welche man zu beobachten habe (oder daß man Photographien und dergleichen nur unter diesen oder jenen Bedingungen machen dürfe), sogleich zu verstehen gibt, daß man hier nur geduldet werde und keineswegs erwünscht sei! Und in der Tat, um die Toleranz in der Gesellschaft ist es zuweilen eine gar wunderliche Sache, und wenn man sein Fahrzeug gleich vernunftgemäß und dergestalt abstellte, daß ganz gewiß weder Pflanzen noch Tiere noch Menschen dabei gestört würden, so findet sich gewiß sogleich jemand ein, der einem zu verstehen gibt, das Parken sei hier einmal nicht erlaubt, man solle sogleich das Fahrzeug entfernen, man riskiere sonst eine Anzeige. Solche Leute meinen allenthalben, die rechte Ordnung bestünde nur aus Verboten und Gesetzen, wie sie denn dieselben recht eigentlich ja selbst nur aus diesem einzigen Grunde befolgen. Daß aber das wahre Wesen der Verantwortlichkeit gegenüber der Natur, ja der Verantwortlichkeit unseres Daseins insgesamt, nicht aus Verboten und Gesetzen, sondern aus dem ethisch untadeligen Handeln gegenüber seiner Umwelt und seiner selbst besteht, das begreifen sie nicht: widersprechen sich solche Leute doch selbst nicht wenig oft dadurch, indem sie vom Volke nicht nur verlangen, daß es alle Verbote und Rücksichten halte, sondern billig dafür halten, daß man kaum zwei Handbreit von einem Wanderwege sich entfernen dürfe, indes sie selbst diese Wege nicht nur nicht zu Fuß, sondern mit Geländewägen oder Lastwägen benützen und dafür halten, sie hätten eben das Recht dazu, sie seien Waldarbeiter, Forstbeamte, Jäger oder sonstwie vollwichtige Personen, welchen die freie Benützung selbiger Wege von Rechtes wegen zustünde: als ob derselbe Baum durch die Verschmutzung durch das Fahrzeug eines Forstbeamten etwa weniger zu leiden hätte als durch das eines gewöhnlichen Menschen, und als ob die Rehe und Hirschen durch den Lastzug eines Holztransporteurs nicht ebenso gestört würden als durch ein gewöhnliches Fahrzeug! Diese Art Menschen betrachten die Natur gleichsam als ihr Privateigentum: alles, was nicht irgendwie ihrer selbstischen Gesinnung entspricht, trachten sie daraus zu verbannen, und was nicht dem Interesse ihres Eigennutzes oder ihres eigenen Gutdünkens dient, wird abgewiesen. Freilich wollen wir einräumen, daß, solange es Menschen im gewöhnlichen Volke gibt, welche der Natur gegenüber keine Verantwortlichkeit zeigen – und deren gibt es leider übergenug – es wenig probate Lösungen geben wird, um dieser Entwickelung zu steuern, weshalb wir wiederum dafür halten, daß nur ein ethisch und moralisch rechtes Verständnis für die Natur uns vor derlei schädlichen Einflüssen zu bewahren vermag. Wie ein solches Verständnis indes zu erlangen sei, wollen wir jedem selbst angelegen sein lassen, jeden gleichsam anhalten, seine eigenen Betrachtungen über diesen Gegenstand anzustellen, und wo jemand nur den rechten Willen, es sei, zu welcher Sache auch immer, hat, so wird zuletzt doch er zu einem vernünftigen Schlusse gelangen!
Auch sei an hiesiger Statt auf den Umstand hingewiesen, daß freilich der überwiegende Teil von uns Kinder, Nachkommen besitzt, denen wir einmal Rechenschaft darüber werden ablegen müssen, wie wir unser von Gott bestalltes Erbe verwaltet haben: und woran, so fragen wir, denken manche Menschen etwa, wenn sie hier und jetzt jeden Flecken nutzbaren Landes versilbern, jeden Baum zu Geld machen, jeden Gletscher zu einer Skipiste und jedes freie Stück Land zu einem wohlfeilen Spekulationsobjekt für elende Krämerseelen und Geschäftemacher – woran denken solche Menschen etwa, sooft sie ihre Kinder ansehen und an deren Kinder und Kindeskinder, ja an künftige Geschlechter und Generationen denken (falls sie dergleichen überhaupt tun), die in bezug auf ihre Altvorderen einmal sagen werden: unsere Väter haben das ihnen anvertraute Erbe gar übel verwaltet; wohl dünkten sie sich klug, Kinder zu zeugen, doch ihre Gedanken waren fern von ihnen, waren fern davon, für ihr Wohl zu sinnen, Vorsorge zu tragen, damit dieses Erbe einst unverfälscht und wohl bewahrt in deren Hände gelange! Weit gefehlt! Vielmehr sucht man nach jeder Ausflucht, welche sich irgend nur ersinnen läßt, um solch ein unverantwortliches Handeln zu rechtfertigen; unzählige Gründe wirtschaftlicher, politischer, sozialer und was weiß ich welcher Natur werden bei solchen Gelegenheiten bemüht, um die einzig wahren Gründe, die eine solche Entwickelung begünstigen, als da sind Raffsucht und schrankenloser Egoismus, zu bemänteln. Immer sind es freilich nur wenige, die daran verdienen, doch ist jenes Volk, welches jeden Fetzen Papier und jede Dose Müll fallen läßt, unbekümmert des Ortes, an dem man sich gerade aufhält, um kein Tüttelchen besser: zeigt sich doch bei beiden Teilen dieselbe Unverantwortlichkeit und Ignoranz, freilich auf unterschiedliche Weise, und zeigen doch beide Teile nur mit dem Finger aufeinander, dieweil man dem einen nicht gönnen mag, was man selbst gerne hätte, und dem andern übelnimmt, was man selber täte, hätte man nicht, was jene nicht haben! Und so läuft es eben auf eins hinaus, ob man jenen angehört, welche jeden nur erdenklichen Gewinnst aus der Natur schlagen, die Natur gleichsam betrachten als einen Geldsäckel, den es tüchtig zu melken gilt, oder jenen, die sich derselben nichts achten, wenn man gleich auf das heftigste die ersteren schmäht; zeigt sich doch, wie wir gesehen haben, bei beiden Teilen die nämliche Verantwortungslosigkeit, und diejenigen, welche zwischen den Parteien stehen, sind eben die wahren Verehrer und Bewahrer der Natur, die, ungeachtet sie dieselbe nun als Eigentümer oder nur als Benutzer verwalten, stets das nämliche, gleichmäßige und beharrliche Handeln in Verantwortlichkeit zeigen.
Freilich zeigen uns diese Betrachtungen, wie ich sie eben vor den Augen des günstigen Lesers zu entwickeln bemüht war, die wahren Verhältnisse unvollkommen genug: indes zur Verantwortlichkeit eines jeden Menschen, dem wahrhaft an den gesunden Verhältnissen unserer Natur gelegen ist, gehört es auch, unermüdlich auf das grobe Mißverhältnis und die mannigfachen Frevel hinzuweisen, deren sich gar viele in unserer Gesellschaft schuldig gemacht haben und noch schuldig machen und die ihre Augen und Ohren geschlossen halten, damit sie nicht sehen und hören und mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht gelangen. [2] Denn, wollen wir weiter mit den Worten der Schrift sprechen, hätten wir jene nicht gewarnt, so hätten sie keine Schuld; so aber haben sie keine Rechtfertigung für ihre Sünde! [3] Wenn sie also wahrhaft blind wären, so hätten sie keine Sünde; so aber sagen sie: wir sehen! Ihre Sünde bleibt also bestehen. [4] Freilich werden auch diese Worte ungehört verhallen, denn das nämliche Geschlecht, das Christus kreuzigte, die Propheten steinigte und die Gerechten verfolgt – sollte jenes sich etwa an den Fabeleien eines verrückten Poeten kehren, den keiner kennt obendrein? Wir haben kaum Ursache, dergleichen anzunehmen, und wir wollen die Menschen derethalben auch so nehmen, wie sie sind, wollen die Menschen gewiß nicht schlechter darstellen, als sie sind, wie wir auch nicht verkennen wollen, daß es freilich manchen honnête homme gibt, welchem wahrhaft am Erhalt der Natur gelegen ist, und daß es deren möglicherweise noch viel mehr geben würde, wenn man sich den herrschenden Zwängen, so Begierde als gesellschaftliche Rücksichten sind, zu widersetzen verstünde. Nicht indessen verschweigen wollen wir, daß ein jeglicher für sein Handeln sich zu verantworten hat, und von dem, welchem viel anvertraut ward, wird viel gefordert werden [5]; und wenn auch jeder einzelne im Volke, wir und alle unsere Mitmenschen im kleinen alles daransetzen müssen, um die Natur vor dem endlichen Bankerott zu bewahren, um wieviel mehr werden es dann jene müssen, welchen viel anvertraut ward, die Mächtigen und Reichen, um nicht nur im kleinen, sondern auch im großen für diese Verantwortlichkeit einzustehen! Wehe also jenen, die sich dieser Pflicht entschlagen, wehe jenem üblen Knechte, der sein vergrabenes Talent unvermehrt und im Schweißtuche seinem Herren zurückgeben will [6]! Wehe auch jenen, welche derlei Dinge verbrechen im großen alle Tage und nicht tun, was ihres Amtes, ihrer Pflichten vergessen ganz und gar – in die äußerste Finsternis wird man sie werfen, und dort wird Heulen sein und Zähneknirschen [7]!
Trachten wir also, alles Menschenmögliche zu tun, damit unsere Natur auch fürderhin ein kleiner Garten Gottes bleibe, an derem Busen der Mühebeladene und des Trostes Bedürftige sich zu erquicken und zu erlaben vermag, daß jedes Menschenkind sich ungetrübt erfreuen dürfe an einer von Menschenhänden unberührten Landschaft und wir jenes göttliche Erbe auch unserer Nachwelt einst unverfälscht zur Bewahrung übergeben können!
[2] Jes, 6, 10; Mt 13, 15; Joh 12, 40; Apg 28, 27.
[3] Joh 15, 22.
[6] Mt 25, 25; Lk 19, 20.
[7] Häufig gebrauchte Wendung des Matthäusevangeliums zur Bezeichnung des ewigen Elends, das des Frevlers harrt. Derselbe Wortlaut findet sich auch bei Lukas.
Zurück
|