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26

 

Die Stoiker sagen: „Ziehet euch in euch selbst zurück. Dort werdet ihr eure Ruhe finden“ – und das ist nicht wahr.

Die andern sagen: „Kehrt euch nach außen und suchet das Glück in einer Zerstreuung.“ Und das ist nicht wahr. Die Leiden kommen.

Das Glück ist weder außerhalb von uns noch in uns. Es ist in Gott, und sowohl außerhalb von uns als auch in uns.

 

27

 

Eine Epistel über die Torheit der menschlichen Wissenschaft und der Philosophie.

Diese Epistel vor Die Zerstreuung [1] stellen.

Felix qui potuit.

Felix nihil admirari [2]  

Zweihundertundachtzig Arten des höchsten Gutes bei Montaigne [3].

 

28

 

Unwahrheit der Philosophen, die nicht die Unsterblichkeit der Seele zum Gegenstand hatten.

Unwahrheit ihrer Verlegenheit bei Montaigne [4].

 

29

 

Dieser innere Kampf der Vernunft gegen die Leidenschaften war die Ursache, daß jene, welche den Frieden wünschten, sich nun in zwei Lager gespalten haben. Die einen wollten den Leidenschaften entsagen und Götter werden, die anderen wollten auf die Vernunft verzicht üben und stumpfes Vieh werden. Des Barreaux [5]. Jedoch haben weder die einen noch die andern das ihrige vermocht; und die Vernunft bleibt immer jene Kraft, welche die Niedrigkeit und das Unrechte der Leidenschaften anklagt und die Ruhe jener stört, die sich ihnen hingeben, und die Leidenschaften hinwiederum sind stets auch in jenen rege, die gerne darauf Verzicht üben wollten. 

 

30

 

Größe des Menschen.

 

Wir haben eine so große Vorstellung von der menschlichen Seele, daß wir es nicht ertragen können, von einer Seele verachtet und nicht von ihr geschätzt zu werden. Und alles Glück des Menschen besteht in dieser Wertschätzung.

 

31

 

Die Menschen sind so unfehlbar Narren, daß es auf eine andere Art von Narrheit närrisch sein hieße, wenn man kein Narr wäre [6].

 

32

 

Wer die Nichtigkeit des Menschen in seinem ganzen Umfange kennenlernen möchte, braucht nichts weiter tun als die Ursachen und Wirkungen der Liebe zu betrachten. Ihre Ursache ist wohl ein gewisses Etwas. Corneille [7]. Und ihre Wirkungen sind ungeheuerlich. Jenes gewisse Etwas, so unbedeutend, daß man es kaum zu erkennen vermag, erschüttert die ganze Erde, die Fürsten, die Heere, ja die ganze Welt. Die Nase von Kleopatra, wäre sie kürzer gewesen, hätte in gewisser Weise das gesamte Weltbild verändert.

 

33

 

Elend.

 

Das Einzige, was uns über unser Elend hinwegtröstet, ist die Unterhaltung [8]; und dennoch ist sie das größte Elend, das wir kennen. Denn sie ist es, die uns namentlich auf unserer Suche nach uns selbst behindert und die uns unmerklich in unser Verderben laufen läßt. Ohne die Zerstreuung nämlich befänden wir uns in steter Langeweile, und jene letztere würde uns veranlassen, nach einem zuverlässigeren Mittel zu suchen, um ihr zu entkommen; die Zerstreuung jedoch lenkt uns ab und läßt uns unmerklich [ans Ende unseres Lebens], zum Tod, gelangen.

 

34

 

Rastlosigkeit.

 

Sooft ein Soldat oder ein Bauersmann usw. sich über die Mühe beklagt, die er zu bestehen hat, soll man jene ohne jede Arbeit lassen.

 

35

 

Die Natur ist entartet.

 

Ohne Jesus Christus ist der Mensch notwendig im Laster und im Elend.

Mit Jesus Christus ist der Mensch frei von Laster und Elend.

In ihm ist all unsere Tugend und all unsere Glückseligkeit.

Ohne ihn gibt es nichts als Laster, Elend, Verirrung, Finsternis, Tod und Verzweiflung.

 

36

 

Nicht nur, daß wir Gott allein durch Jesus Christus erkennen, sondern daß wir uns selbst nur durch Jesus Christus erkennen. Wir erkennen das Leben wie den Tod nur durch Jesus Christus. Ohne Jesus Christus erkennen wir weder, was unser Leben, noch was unser Sterben ist, weder was Gott ist, noch was wir selbst sind [9].

Also erkennen wir nichts ohne die Heilige Schrift, welche nur die Person Christi zum Gegenstande hat, und sehen nur Dunkelheit und Verworrenheit in der Natur Gottes wie in unserer eigenen Natur.

 

(II) ORDNUNG [10]

 

37

 

Die Psalmen werden auf der ganzen Erde gesungen.

Wer legt Zeugnis für Mohammed ab? Er selbst.

Jesus Christus will, daß seine eigene Zeugenschaft nicht gelte [11].

Der Anspruch der Zeugen bewirkt, daß jene immer und überall und elend sein müssen [12]. Er [13] ist allein.

 

38

 

Ordnung

In Dialogform.

 

„Was soll ich tun? Wohin ich blicke, sehe ich nichts als Ungewißheit. Soll ich glauben, daß ich nichts bin? Soll ich glauben, daß ich Gott bin? „

„Alle Dinge wandeln sich und folgen aufeinander.“

„Ihr irret Euch, es gibt ... „ [14]

 

„Wie, sagt ihr nicht selbst, daß das Firmament und die Vögel ein Gottesbeweis sind? „Nein.“ Und Euere Religion, Eure Religion sagt das auch nicht?“ Nein. Denn obgleich dies in einem gewissen Sinne für manche Seelen wahr ist, denen Gott dieses innere Licht [15] verliehen hat, ist es in Hinblick auf die Masse doch falsch [16].

 

Epistel, die dazu ermuntern soll, nach Gott zu suchen.

Und ihn daraufhin bei den Philosophen, Pyrrhonikern wie Dogmatikern, suchen zu lassen, die jenen plagen werden, der nach ihnen sucht.

 

39

 

Ordnung.

 

Ein Erbauungsbrief an einen Freund, um ihn zur Suche zu bewegen. Und er wird erwidern: „Aber wozu soll es mir frommen zu suchen? Nichts wird offenbar.“ Und ihm antworten: „Verzweifelt nicht.“ Und er antwortete uns, daß er sich glücklich schätzte, falls er igendeine Erleuchtung fände, aber daß sogar, wenn er jener Religion gemäß auf solche Weise glauben würde, ihm dies nicht weiter nützlich sein könne und daß er deshalb auch keine Lust verspüre, überhaupt zu suchen. Und ihm darauf erwidern: „Die Maschine [17].“

 

40

 

Erster Teil: Des Menschen Elend ohne Gott.

Zweiter Teil: Des Menschen Glückseligkeit mit Gott.

 

oder

 

Erster Teil: Daß die Natur entartet ist, anhand der Natur selbst [18].

Zweiter Teil: Daß es einen Heiler gibt, anhand der Heiligen Schrift.

 

41

 

Brief, der die Nützlichkeit der Beweise an die Hand gibt, anhand der Maschine [19].

Der Glaube ist von der Beweisführung verschieden. Letzteres stammt vom Menschen, ersteres ist eine Gabe Gottes. Justus ex fide vivit [20]. Es ist jener Glaube, den Gott selbst in unser Herz, dessen Werkzeug oftmals der Beweis ist, legt. Fides ex auditu [21]. Aber dieser Glaube ruht im Herzen und bewirkt, daß man nicht Scio, sondern Credo [22] sagt.

 

42

 

Ordnung.

 

Prüfen, was im gesamten Verhältnisse des jüdischen Volkes klar und unbestreitbar ist.

 

43

 

In der Epistel über die Ungerechtigkeit kann vorkommen,

die Posse über die Erstgeborenen, denen alles zukömmt. „Bester Freund, Ihr seid diesseits des Gebirges geboren. Es ist deshalb recht, daß Euer ältester Bruder alles bekömmt.“

„Weshalb wollt Ihr mich aus dem Wege schaffen?“ [23]

 

44

 

Das mannigfache Elend des menschlichen Lebens hat all dies begründet [24].

Sowie die Menschen dessen gewahr wurden, haben sie sich für die Zerstreuung entschieden.

 

45

 

Ordnung. Nach dem Brief, daß man Gott suchen soll, jenen Brief über die Beseitigung der Hindernisse verfassen, der die Abhandlung über die Maschine vorstellt, wie man die Maschine entsprechend vorbereitet [25], kraft unserer Vernunft zu suchen.

 

46

 

Ordnung.

 

Die Menschen zeigen Verachtung für die Religion, sie empfinden Haß gegen sie und besorgen, daß sie wahrhaftig sei. Um diesen Irrtum zu heilen, muß man damit anfangen darzulegen, daß die Religion keineswegs der Vernunft widerspricht. Sie verehrungswürdig machen, ihr Achtung verschaffen. Sie in der Folge liebenswert machen, in den Guten jenen Wunsch erwecken, daß sie wahr sei, und dann zeigen, daß sie wahr ist.

Verehrungswürdig, weil sie den Menschen recht verstanden hat.

Liebenswert, da sie das wahrhaftige Glück verheißt.

 

(III) EITELKEIT

 

47

 

Zwei ähnliche Gesichter, wo keines für sich zum Lachen reizt, reizen gemeinsam durch ihre Ähnlichkeit zum Lachen.

 

48

 

Die wahren Christen fügen sich gleichwohl den Torheiten [26], nicht etwa, weil sie diese hochschätzen, sondern weil sie die Ordnung Gottes hochschätzen, der, um die Menschen zu bestrafen, sie diesen Torheiten unterworfen hat. Omnis creatura subjecta est vanitati. Liberabitur [27]. So erläutert der Heilige Thomas die Stelle bei Jakobus über die Bevorzugung der Reichen, daß, wenn sie nicht in Hinblick auf Gott so handeln, sie die Ordnung der Religion verlassen [28].

 

49

 

Perseus, König von Mazedonien. Aemilius Paulus [29].

Man warf Perseus vor, daß er sich nicht selbst richtete [30].

 

50

 

Eitelkeit.

 

Daß etwas so Offenkundiges wie die Eitelkeit der Welt so wenig bekannt ist, daß es etwas Wunderliches und Überraschendes ist, zu sagen, es sei Torheit, nach Größe zu streben – das ist erstaunlich.

 

 
 
[1] Zahlreiche vorsätzlich durch Pascal gelieferte Hinweise zeigen seine Absicht, in seiner Apologie unter anderem auf die Gattung des Briefes als Medium zurückzugreifen: siehe Fragment Nr. 38, 39, 41, 43, 45. Zerstreuung (Unterhaltung) ist der Titel von Abschnitt IX.
 
 
[2] Die beiden Zitate werden in ausführlicherer Form in Fragment Nr. 111 wiedergegeben. Das erste stammt von Vergil (Georgien, II, 490: „Glücklich, wer den Dingen auf den Grund sehen konnte“); das zweite von Horaz (Briefe, I, VI, 1: „Sich über nichts zu wundern, Numacius, ist so ziemlich das alleinige und einzige Mittel, welches Glück spendet und Glück bewahrt“). Pascal fand die Zitate in den Aufsätzen von Montaigne, III, 10, S 1020 und II, 12, S 578 (die Seitenangabe ist jene der Edition Villey-Saulnier, Paris, PUF, 1965).
 
 
[3] Aufsätze, II, 12. S 577: „Es gibt keinen so garstigen und rauhen Kampf zwischen den Philosophen als jenen, der sich um die Frage nach dem höchsten Gut des Menschen dreht, aus dem, einer Berechnung Varrons zufolge, 288 verschiedene Philosophenschulen hervorgingen.“ Der Skeptizismus Montaignes nährt sich von den Widersprüchen der Philosophie, die außerstande ist, zu bestimmen, was für den Menschen dennoch die größte Bedeutung hat: das Mittel, vollkommen glücklich zu sein (siehe Abschnitt XI, Das höchste Gut).  
 
 
[4] Aufsätze, II, 12, S 551: „Sie führen diesen Streit beständig im Munde, um über unseren sterblichen Zustand hinwegzutrösten: ob die Seele wohl sterblich oder unsterblich sei. Falls sterblich, so wird sie ohne jeden Schmerz sein; falls unsterblich, wird sie hingehen, um sich zu bessern. Sie berühren niemals jenen anderen Punkt: wie, wenn sie hinginge, um sich zu verschlechtern? und überlassen es den Dichtern, künftige Qualen anzudrohen.“   
 
 
[5] Sittenloser Dichter (1599-1673), Vertreter der letzteren Kategorie. Tallemant des Réaux, Verfasser der Histörchen, überliefert uns von ihm jenen folgenden Vers: „Et par ma raison je bute (=je cherche)/ à devenir bête brute.“ [„Durch meinen Verstand ich führe/ mein Selbst zum wilden Tiere“]. Seit er einer unheilbaren Krankheit verfiel, fand dieser Lästerer zu Gott zurück und schrieb eine Anzahl von erbaulichen Sonetten.   
 
 
[6] Aufsätze, III, 9, S 995: „Man muß ein wenig eigene Torheit haben, wenn man nicht noch mehr Torheit haben will“, besagen sowohl die Vorschriften unserer Lehrmeister und mehr noch ihre Beispiele.
 
 
[7] In der im Jahre 1639 veröffentlichten Medea von Corneille steht zu lesen: „Souvent je ne sais quoi qu‘ on ne peut exprimer/ nous surprend, nous emporte et nous force d’aimer“ [„Ein gewisses Etwas, man kann es nicht nennen, mag häufig verüben/ daß es überrascht uns, verzehrt uns, und zwingt uns zu lieben“] (II, 5, Vers 635-636). Diese Formulierung findet sich ebenfalls, immer in bezug auf das Gefühl des Verliebtseins, 1647 in Rodogune (I, 5, Vers 362). Jenes „gewisse Etwas“ (wörtl.: „ich weiß nicht wie“) gilt im 17. Jhdt. als Metonymie für das Unerklärliche. Pater Bouhours sollte ihm 1671 eines seiner Gespräche von Aristos und Eugenie widmen   
 
 
[8] Siehe IX. Akte.
 
 
[9] Siehe den Brief Pascals über den Tod seines Vaters vom 17. Oktober 1651: „wie Gott die Menschen nur durch den Mittler Jesus Christus betrachtet, so sollen auch die Menschen sowohl die anderen als auch sich selbst nur mittelbar durch Jesus Christus betrachten“ (Gesammelte Werke, II, S 854).
 
 
[10] Hier beginnt die Gesamtheit der betitelten und in Fragment Nr. 1 verzeichneten Schriftstücke. Der Titel „Ordnung“ verbirgt die in diesem Abschnitt enthaltenen, vorsätzlichen Hinweise, insbesondere in Fragment Nr. 40 und 46. 
 
 
[11] Siehe Joh, V, 31, wo Jesus sagt: „Wenn ich Zeugenschaft über mich selbst lege, so ist mein Zeugnis nicht wahrhaftig.“ In der Tat kann jedermann von sich selbst sagen, was er will: dies ist namentlich bei Mohammed der Fall, der, im Unterschied zu Jesus Christus, nicht vorhergesagt worden ist (siehe Fragment Nr. 276) und über keine objektiven Zeugen verfügt, um seine Sendung zu beglaubigen.  
 
 
[12] Die Zeugen Jesu Christi sind das jüdische Volk, das immer („ein Volk, das älter ist und länger besteht denn alle übrigen Völker“, Fragment Nr. 646), überall (es singt, wie man hier lesen kann, die Psalmen, welche den Messias ankündigen, „auf der ganzen Erde“) und elend ist(siehe Fragment Nr. 342) seit es durch die Mehrzahl seiner Angehörigen abgelehnt hat, in Jesus den Messias anzuerkennen. 
 
 
[13] Er: Mohammed. Dieses Fragment nimmt gleichsam Abschnitt XVII über den Irrtum der anderen Religionen vorweg, wo Pascal wider die islamische Religion polemisiert.
 
 
[14] Diese unvollständige Replik scheint zu bestätigen, daß im weiten Felde der historischen Umwälzungen eine Beständigkeit erkennbar ist: die Beständigkeit der christlichen Religion (siehe Abschnitt XXII, Beständigkeit/ Fortdauer), verbunden mit der unbeschränkten Fortdauer des jüdischen Volkes (siehe Fragment Nr. 691 und 694).
 
 
[15] Blaise und Jaqueline Pascal schrieben am 1. April 1648 an ihre Schwester Gilberte: „Wie alle Dinge jenen von Gott erzählen, die ihn erkennen, und wie sie ihn all jenen offenbaren, die ihn lieben, so verbergen dieselben Dinge ihn all jenen, die ihn nicht erkennen“ (Gesammelte Werke, II, S 582). Mit anderen Worten, das Universum ist voll von göttlichen Zeichen, aber „wir können diese Merkmale der Heiligkeit nicht ohne ein übernatürliches Licht wahrnehmen“. 
 
 
[16] Vgl. Fragment Nr. 644.
 
 
[17] Über die „Maschine“, siehe Fragment Nr. 41.
 
 
[18] Welches bedeutet: die (menschliche) Natur genügt, um durch jenes entwürdigende Schauspiel, das sie sich selbst bietet, ihre Verderbtheit zu beweisen.
 
 
[19] „Die Maschine“ ist der Leib – begriffen im kartesianischen Sinne – und das, was in der Seele selbst an seinem Mechanismus teilhat (Fragment Nr. 661: „wir sind gleichermaßen Automat wie Geist“). Dieser Mechanismus kann den Geist durch jenen Vorgang des Wiederholens beeinflussen (siehe ebdt.): woher denn die von der Gewohnheit verschuldeten Paralogismen stammen, aber auch die Möglichkeit, Gewohnheiten anzunehmen, die in uns die Überzeugung dessen befestigen sollen, was wir einmal mit Bestimmtheit wahrgenommen haben mögen. Daher kann „die Maschine“ das intellektuelle, stets in sich selbst flüchtige Erfassen der Beweise des Christentums nützlich machen.      
 
 
[20] „Der Gerechte lebt vom Glauben“ (paulinische Briefe, Röm, I, 17).
 
 
[21] „Der Glaube kommt von dem, was man gehört hat“ (ebdt. X, 17).
 
 
[22] Nicht: „Ich weiß“, sondern: „Ich glaube“. Vgl. Thomas von Aquin, Summa theologiae, Iia Iiae, Frage 1, Artikel 5: „es ist unmöglich, daß in bezug auf dasselbe Objekt unserer Betrachtung unter demselben Verhältnisse zugleich Wissen und Glaube herrschen kann, denn dergleichen wir wissen, sehen wir, aber dergleichen wir glauben, sehen wir nicht.“
 
 
[23] Antwort siehe Fragment Nr. 84.
 
 
[24] Dieses Elend hat die Menschen dazu veranlaßt, den Anspruch der Philosophen, das „höchste Gut“ zu erlangen, anzuzweifeln. Aus diesem Grunde hatte Pascal beabsichtigt, seinem „Brief über die Eitelkeit des menschlichen Wissens und der Philosophie“ jenes Kapitel über die Zerstreuung/ Unterhaltung folgen zu lassen (siehe Fragment Nr. 27).     
 
 
[25] Vgl. Fragment Nr. 39 u. 41. Dieser Diskurs bezieht sich auf Fragment Nr. 680, wo wir hören, daß jene Hindernisse „unsere Leidenschaften“ sind und daß, um ihrer Herr zu werden, wir uns gleichsam beugen müssen, noch ehe man zum Glauben selbst gelangt – und zwar den Gesten und den Gewohnheiten des Gläubigen – mit anderen Worten, wir müssen uns „die Maschine“ dienstbar machen.  
 
 
[26] Die Willkür der sozialen und politischen Ordnung.
 
 
[27] „Alle Schöpfung (...) ist der Nichtigkeit unterworfen (...) sie wird befreit werden“ (paulinische Briefe, Röm, VIII, 20-21).
 
 
[28] Mit der „Stelle des Heiligen Jakobus“ ist jene Stelle im Jakobusbrief (II, 2-5) gemeint, welche die den Reichen zugestandenen „Bevorzugungen“ in den Kirchen, wie etwa die Gewährung eines Ehrenplatzes, verurteilt. Thomas von Aquin liefert bezüglich jener Stelle einen Kommentar (Summa theologiae, Iia Iiae, Frage 63, Artikel 3), den die Logik von Port-Royal folgendermaßen interpretiert: „der Heilige Thomas glaubt, daß es jener Aspekt der Wertschätzung und der Bewunderung für die Reichen ist, der vom Apostel Jakobus so lebhaft verurteilt wird, wenn er jenes Vorrecht der Reichen gegenüber den Armen, einen Ehrenplatz in den kirchlichen Versammlungen zu bekommen, verteidigt; denn da diese Stelle nicht buchstäblich als eine Rechtfertigung, gewisse äußerliche Pflichten eher den Reichen als den Armen zu übertragen, verstanden werden kann, da ja nun einmal die weltliche Ordnung, die von der Religion keineswegs berührt wird, diese Bevorzugungen duldet und diese sogar von den Heiligen geübt wurden, scheint es, daß wir diese Stelle von jener innerlichen Bevorzugung her begreifen sollen, welche uns die Armen gleichsam unter den Füßen der Reichen, und die Reichen gleichsam unendlich über die Armen erhaben betrachten läßt“ (Teil I, Kapitel 10).   
 
 
[29] Perseus (179-168 v. Chr) versuchte in Griechenland die mazedonische Hegemonie wiederherzustellen. Er ward im Jahre 168 v. Chr. in der Schlacht von Pydna vom römischen Konsul Aemilius Paulus besiegt. 
 
 
[30] Montaigne, Aufsätze, I, 20, S 87: „Aemilius Paulus antwortete dem Gesandten, den jener beklagenswerte König der Mazedonier, sein Gefangener, ihm geschickt hatte, um ihn zu bitten, er möge ihn nicht auf seinem Triumphzug vorführen: daß er diese Bitte selbst äußern möge.“ Siehe Fragment Nr. 149. 




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