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126

 

Ursache der Wirkungen.

 

Es ist daher wahr, wenn man sagt, daß jedermann einer Täuschung unterliege, denn obschon die Meinungen des Volkes vernünftig sind, so sind sie es dennoch nicht in seinem Kopfe. Denn es denkt sich die Wahrheit dort, wo sie nicht ist. Die Wahrheit freilich ist in ihren Meinungen, aber nicht in demselben Umfang, als sie sich einbilden. Es ist wahr, daß wir die Edelleute verehren sollen, aber nicht deshalb, weil die Geburt ein wahrhafter Vorzug ist usw.

 

127

 

Ursache der Wirkungen.

 

Beständige Umkehr vom Für zum Wider.

Wir haben demnach dargelegt, daß der Mensch durch die Wertschätzung, die er durchaus unwesentlichen Dingen verleiht, eitel ist. Und all diese Meinungen werden zunichte gemacht.

Wir haben ferner dargelegt, daß all diese Meinungen überaus vernünftig sind, und das Volk, da all diese Einbildungen daher sehr wohl begründet sind, nicht so eitel ist, als man behauptet; und daß wir folglich die Meinung zunichte gemacht haben, die jene Meinung des Volkes zugrunde richtete.

Aber nun muß man noch diesen letzten Lehrsatz zunichte machen und beweisen, daß es stets wahr bleibt, daß das Volk eitel sei, obgleich seine Anschauungen vernünftig sind, da es deren Wahrheit nicht dort erkennt, wo sie ist, und daß, indem es die Wahrheit dorthin verlegt, wo sie nicht ist, seine Meinungen immer grundfalsch und überaus unvernünftig sind.

 

128

 

Vernünftige Meinungen des Volkes.

 

Das größte aller Übel sind die Bürgerkriege.

Sie sind unvermeidlich, wenn man Verdienste belohnen will, denn alle werden sich dieser Verdienste für würdig erachten. Das Übel, das von einem Toren zu besorgen ist, dem durch das Geburtsrecht das Erbe zufällt, ist weder so groß noch so gewiß.

 

129

 

Vernünftige Meinungen des Volkes.

 

Geschmackvoll gekleidet zu sein ist nicht allzu eitel, denn es bedeutet, zu zeigen, daß eine große Anzahl von Leuten für einen arbeitet. Man zeigt durch seine Haare, daß man einen Kammerdiener hat, einen Toilettendiener usw. und durch seinen weitausladenden Kragen die Seide, den Besatz usw. Folglich ist es weder rein oberflächlich noch bloße Etikette, mehrere Arbeitskräfte zu besitzen. Desto mehr Arbeitskräfte man hat, desto mächtiger ist man. Geschmackvoll gekleidet zu sein heißt, seine Macht zu zeigen.

 

130

 

Ursache der Wirkungen.

 

Die Schwäche des Menschen ist die Ursache so vieler schöner Dinge, die man einführt, wie etwa, daß man die Laute gut spielen kann. Die Laute nicht zu beherrschen ist nur aufgrund unserer Schwäche ein Übel [1].

 

131

 

Ursache der Wirkungen.

 

Die Begehrlichkeit und die Gewalt sind die Triebfedern all unserer Handlungen. Die erstere verursacht die freiwilligen, die letztere die unfreiwilligen Handlungen.

 

132

 

Woher kommt es, daß uns kein Verkrüppelter, sehr wohl aber ein verkrüppelter Geist erzürnt [2]? Weil ein Stelzfuß erkennt, daß wir aufrecht gehen, während ein kranker Geist behauptet, wir seien diejenigen, die krank sind. Wäre dem nicht so, so empfänden wir Mitleid anstatt von Zorn.

Epiktet frägt viel nachdrücklicher: Warum ärgern wir uns nicht, wenn man sagt, daß wir Kopfschmerzen haben [3], und ärgern uns darüber, wenn man behauptet, daß wir schlecht urteilen oder einen schlechten Geschmack haben [4]?

 

Dies wird dadurch bewirkt, daß wir uns dessen gar wohl bewußt sind, daß wir kein Kopfweh haben und daß wir keine lahmen Krüppel sind, aber wir sind nicht ebenso gewiß, daß wir die Wahrheit erkennen, sodaß wir – da wir diesbezüglich nur Gewißheit haben, wenn wir sie mit all unserem Scharfblick erkennen – sooft nun ein anderer mit all seinem Scharfblick das Gegenteil zu erkennen glaubt, darüber unschlüssig werden und in Erstaunen geraten, und das umso mehr, als tausende andere sich über unser Urteil belustigen, denn wir müssen unsere Erkenntnisse denjenigen so vieler anderer vorziehen. Und dergleichen ist gar kühnlich und schwierig. Es wird niemals eine derlei widersprüchliche Auffassung der sinnlichen Wahrnehmung in Ansehung eines Krüppels geben.   

Der Mensch ist auf eine Weise organisiert, daß er glaubt, ein Narr zu sein, wenn man ihm dies lange genug einredet. Und wenn man es sich selbst lange genug einredet, glaubt man es endlich selbst, denn der Mensch führt gleichsam einen inneren Dialog mit sich selbst, den man gut führen sollte. Corrumpunt bonos mores colloquia prava [5]. Man sollte sich in Schweigen üben, soweit dergleichen möglich, und sich nur mit Gott unterhalten, von dem man weiß, daß er die Wahrheit ist. Und auf solche Weise überzeugt man sich selbst davon.

 

133

 

Ursache der Wirkungen.

 

Epiktet. Bei jenen, die da behaupten: Ihr habt Kopfschmerzen! verhält es sich nicht also. Man ist seiner Gesundheit gewiß, nicht aber der Gerechtigkeit. Und in der Tat war seine Gerechtigkeit eine Albernheit.

Und dennoch glaubte er diese zu beweisen, indem er behauptete: es stehe entweder in unserer Macht oder nicht [6].

Aber er hat dabei übersehen, daß es nicht in unserer Macht steht, das Herz zu beeinflussen, und er hatte unrecht, dergleichen aus der bloßen Tatsache zu schließen, daß es Christen gibt [7].

 

134

 

Das Volk hat höchst vernünftige Meinungen. Zum Beispiel:

1.        Die Zerstreuung und mithin lieber die Jagd als die Beute erwählt zu haben. Die Halbweisen belustigen sich darüber und rühmen sich, an diesem Beispiel die Torheit der Welt aufzuzeigen; aber durch einen Grund, den sie nicht durchschauen, hat man recht.

2.        Die Menschen nach dem Äußerlichen unterschieden zu haben, wie etwa aufgrund des Adels oder des Besitzes. Die Welt freilich rühmt sich damit, zu zeigen, wie unvernünftig dergleichen doch sei. Aber dergleichen ist überaus vernünftig. Kannibalen, die über einen kindlichen König lachen [8]

3.        Sich zu kränken, wenn man eine Beleidigung erfahren hat, oder so lebhaft den Ruhm zu ersehnen. Aber dergleichen ist überaus erstrebenswert in Ansehung der anderen, bedeutenden Güter, die mit ihm verbunden sind. Und ein Mensch, der einen Schimpf erhalten hat, ohne es zu empfinden, wird von Beleidigungen und Drangsalen überwältigt werden.

4.        Für das Ungewisse zu arbeiten, das Meer zu befahren, auf einem Brett entlangzugehen [9]

 

135

 

Gerechtigkeit/ Gewalt.

 

Es ist gerecht, daß dasjenige, was gerecht ist, befolgt werden soll. Es ist notwendig, daß dasjenige, was die größte Gewalt hat, befolgt werde.

Gerechtigkeit ohne Gewalt ist ohnmächtig. Gewalt ohne Gerechtigkeit ist Tyrannei.

Der Gerechtigkeit ohne die Gewalt wird widersprochen, weil es allenthalben Bösewichter gibt. Die Gewalt ohne die Gerechtigkeit wird angeklagt. Man muß also die Gerechtigkeit mit der Gewalt vereinigen, und um dies zu erreichen bewirken, daß dasjenige, was gerecht ist, Gewalt habe oder dasjenige, was Gewalt hat, gerecht sei.

Die Gerechtigkeit ist umstritten. Die Gewalt ist sehr offenbar und unbestritten. Deshalb hat man der Gerechtigkeit keine Gewalt zu verleihen vermocht, da die Gewalt der Gerechtigkeit widersprochen und behauptet hat, daß die Gerechtigkeit ungerecht und daß sie selbst gerecht sei.

Und da man deshalb nicht in der Lage war zu bewirken, daß das, was gerecht ist, auch Gewalt habe, hat man vermocht, daß das, was Gewalt hat, gerecht sei.

 

136

 

Von edler Geburt zu sein ist ein großer Vorzug, der einen Menschen schon mit achtzehn Jahren in die günstige Lage versetzt, bekannt und geachtet zu sein, wie es ein anderer mit fünfzig Jahren verdient haben könnte! Dergleichen bedeutet, ohne Mühe dreißig Jahre gewonnen zu haben.

 

[VII] GRÖSSE

 

137

 

Wenn ein Tier vermöge des Verstandes täte, was es aus Instinkt tut, und es vermöge des Verstandes einen Laut von sich gäbe, wie es dergleichen aus Jagdinstinkt tut und um seinen Artgenossen zu melden, daß die Beute gefunden oder verlustig gegangen ist, spräche es ebenso sicher zugunsten all jener Dinge, wozu es mehr Neigung haben würde, wie etwa, wenn es sagte: „Zernagt diesen Strick, der mich schmerzt, und wohin ich nicht in der Lage bin, zu gelangen.“

 

138

 

Größe.

 

Die Ursache der Wirkungen bezeichnet die Größe des Menschen, aus der bloßen Begehrlichkeit eine so tüchtige Ordnung hergestellt zu haben [10].

 

139

 

Des Papageien Schnabel – den jener abwischen soll, obgleich er sauber ist.

 

140

 

Was ist es, das Vergnügen in uns empfindet? Ist es etwa die Hand, der Arm, das Fleisch, das Blut? Man wird gar bald erkennen, daß es sich um etwas Nicht-Stoffliches handeln muß.

 

141

 

Wider den Pyrrhonismus.

 

(Es ist also eine gar wunderliche Sache, daß man diese Dinge nicht erklären kann, ohne ihren Sinn zu verdunkeln [11].) Wir nehmen an, daß alle Menschen auf dieselbe Art und Weise begreifen. Aber wir nehmen dergleichen ohne jeden Grund an, denn wir haben dafür überhaupt keinen Beweis. Ich sehe wohl, daß wir jene Worte zu immer denselben Gelegenheiten gebrauchen, und sooft zwei Menschen einen Körper seine Lage verändern sehen, bezeichnen alle beide den Anblick desselben Vorgangs durch dieselben Worte, indem der eine wie der andere sagt, daß der Körper sich bewegt habe. Und aus dieser Übereinstimmung des Gebrauches schließt man auf die hinreichende Vermutung, es gebe eine Übereinstimmung in der Vorstellung. Aber dergleichen verfügt über keine Totalität der Überzeugung, obwohl man darauf wetten könnte, da wir ja nun einmal wissen, daß wir oftmals dieselben Schlüsse aus den unterschiedlichsten Annahmen ziehen.

Das genügt, um wenigstens die Angelegenheit zu verwirren. Nicht etwa, daß dies jene natürliche Klarheit, die uns all dieser Dinge versichert, völlig auslöschen könnte. Die Akademiker würden darauf gewettet haben, aber dies verdunkelt die Angelegenheit und verwirrt die Dogmatiker, zu Gunsten jener pyrrhoneischen Schläue, die auf eben jener doppelwertigen Amphibolie und einer gewissen zweifelhaften Unklarheit beruht, wovon unsere Zweifel weder alle Klarheit beseitigen noch unsere natürlichen Erkenntnisse alle Unklarheiten vertreiben können.

 

142

 

Allein wir erkennen die Wahrheit nicht nur durch die Vernunft, sondern auch mit dem Herzen. Auf jene letztere Art erkennen wir die ersten Prinzipien, und vergeblich versucht die Vernunft, die daran keinen Anteil hat, dieselben zu bekämpfen. Die Pyrrhoniker, die nur dieses Ziel verfolgen, quälen sich damit unnützer Weise. Wir wissen, daß wir keineswegs träumen, welche Ohnmacht wir auch immer empfinden mögen, es durch die Vernunft zu beweisen. Diese Ohnmacht läßt keinen anderen Schluß zu, als daß unsere Vernunft schwach ist, aber keineswegs, daß all unsere Erkenntnisse ungewiß sind, wie sie behaupten.

Denn die Erkenntnis der ersten Prinzipien, wie etwa, daß es Raum, Zeit, Bewegung und Zahlen gibt, ist ebenso sicher als irgendeine von jenen Erkenntnissen, die uns unsere Schlüsse vermitteln. Und auf eben jene Erkenntnisse des Herzens wie des Instinktes muß die Vernunft sich stützen und all ihre Dialektik begründen. Das Herz ahndet, daß es drei Dimensionen im Raum gibt und daß die Zahlen unendlich sind, und die Vernunft zeigt hernach, daß es keine Quadratur zweier Zahlen gibt, wovon die eine das Doppelte der anderen beträgt. Die Prinzipien lassen sich ahnden, die Lehrsätze werden gefolgert, und das alles mit apodiktischer Gewißheit, obgleich auf verschiedenen Wegen; und es mag ebenso unnütz wie lächerlich erscheinen, wenn die Vernunft vom Herzen Beweise für seine ersten Prinzipien fordert, um ihnen zuzustimmen, als es lächerlich wäre, wenn das Herz von der Vernunft ein Gefühl für alle Lehrsätze, welche die Vernunft darlegt, forderte, um jene billigen zu wollen.  

Diese Ohnmacht soll also nur dazu dienen, die Vernunft zu demütigen, die so gerne über alles urteilen möchte, nicht aber dazu, unsere Gewißheit zu bekämpfen. Als ob nur die Vernunft fähig wäre, uns zu unterrichten! Gäbe Gott, daß wir umgekehrt der Vernunft nie bedürften und wir alle Dinge nur durch den Instinkt und das Gefühl wahrnähmen! Aber die Natur hat uns diese Gabe eben verweigert, sie hat uns im Gegenteil mit nur sehr geringen Erkenntnissen dieser Art ausgestattet. Alle übrigen Erkenntnisse können nur durch die Vernunft erlangt werden.

Das ist die Ursache, weshalb jene, denen Gott die Religion durch die Ahndung des Herzens verliehen hat, glückselig und ganz mit Recht überzeugt sind. Aber jenen, welche die Religion nicht haben, können wir sie nur durch Vernunftgründe verleihen, indes wir harren, daß Gott sie ihnen durch die Ahndung des Herzens verleihen möge, sonst ist der Glaube nur irdisch und taugt nicht zum Heil.

 

143

 

Ich kann mir wohl einen Menschen ohne Hände, Füße oder Kopf vorstellen, denn nur die Erfahrung lehrt uns, daß der Kopf notwendiger ist als die Füße. Aber ich kann mir keinen Menschen ohne Gedanken vorstellen [12]. Letzterer wäre ein Stein oder ein Tier.

 

144

 

Instinkt und Vernunft, Merkmale zweier Naturen.

 

145

 

Denkendes Schilfrohr.

 

Nicht im Raum muß ich meine Würde suchen, sondern in der Ordnung meines Denkens. Ich werde keinen Nutzen davon haben, wenn ich Ländereien besitze. Durch den Raum erfaßt und verschlingt mich das Universum gleich einen winzigen Punkt; durch das Denken erfasse ich es.

 

146

 

Die große Würde des Menschen besteht in seiner Erkenntnis, daß er elend ist.

Ein Baum erkennt nicht, daß er elend ist.

Es bedeutet also, elend zu sein, wenn man erkennt, daß man elend ist, aber es bedeutet, groß zu sein, wenn man erkennt, daß man elend ist.

 

147

 

Unstofflichkeit der Seele. Die Philosophen, die ihre Leidenschaften gezügelt haben – welche Materie hat dergleichen bei ihnen vermocht?

 

148

 

Gerade all dieses Elend ist ein Beweis seiner Größe. Es ist das Elend eines Gottes, das Elend eines entthronten Königs.

 

149

 

Die Größe des Menschen.

 

Die Größe des Menschen ist so offenbar, daß sie sich sogar noch in seinem Elend erhält. Denn was die Natur bei den Tieren ist, bezeichnen wir beim Menschen als Elend [13]. Wodurch wir zur Erkenntnis dessen gelangen, daß er, weil seine Natur heute der Natur der Tiere gleicht, gleichsam der gefallene [Erzengel] einer besseren Natur ist, die ihm ehemals angehörte.

Denn wer findet, daß er unglücklich ist, kein König zu sein, wenn nicht ein entthronter König? Fand man etwa, daß Aemilius Paulus unglücklich war, kein Konsul zu sein? Im Gegenteil, jedermann fand, daß er glücklich war, Konsul gewesen zu sein, weil dergleichen nicht seinem Stande entsprach, für immer Konsul zu bleiben. Aber man fand, daß Perseus so unglücklich war, nicht mehr König zu sein, da es seinem Stande entsprach, dies für immer zu bleiben, sodaß man es sonderbar fand, ihn das Leben so weiter ertragen zu sehen [14]. Wer findet, daß er unglücklich ist, wenn er nur einen Mund hat? Und wer fände nicht, daß er unglücklich wäre, wenn er nur ein Auge hätte? Man ist vermutlich noch nie darauf verfallen, sich darüber zu betrüben, weil man nicht drei Augen hat, aber man ist untröstlich, wenn man keins besitzt.

 

150

 


Größe des Menschen sogar in seinem leidenden Zustande, weil er daraus eine bewunderungswürdige Ordnung und ein Sinnbild der Nächstenliebe zu machen gewußt hat.

 

 
 
[1] An Stelle von „die Laute gut spielen können“, hatte Pascal zunächst geschrieben: „die Laute nicht spielen können“. Wie soll man nun verstehen, daß die nämliche Bezeichnung übel jenen zwei gegensätzlichen Aussagen zugeschrieben werden könnte? Indem man die Standpunkte wechselt: die Laute gut spielen können ist ein Übel in den Augen des Moralisten, weil diese Beschäftigung, an und für sich oder zufällig, der Eitelkeit der Zerstreuung angehört; die Laute nicht spielen können ist ein Übel in den Augen der Welt: aber es ist kein wahrhaftes Übel, denn es ist die „Schwäche“ unserer Natur, die darüber so urteilt. Über dieses Fragment, siehe „Die pascalsche Laute und die menschliche Schwäche: unerwünschte Eindringlinge in die „Ursache der Wirkungen?“ von Ch. Meurillon, Kurier des Internationalen Zentrums Blaise Pascal, Nr. 20, 1998, S 47-54. 
 
 
 
[2] Aufsätze, III, 8, S 929: „weshalb treffen wir auf irgendjemand, der einen mißgestalteten und verwachsenen Körper besitzt, ohne uns darüber aufzuregen, und können dagegen die Konfrontation mit einem mißgestalteten Geist nicht ertragen, ohne in Zorn zu geraten? Diese unangebrachte Härte bezieht sich eher auf den Richter als auf die Schuld. Führen wir stets jenes Wort von Platon im Mund: empfinde ich nicht deshalb etwas als vernunftwidrig, weil ich selbst unvernünftig bin?“
 
 
 
[3] Gespräche, IV, 6, 21.
 
 
 
[4] Gespräche, II, 14, 22.
 
 
 
[5] Paulus, 1Kor, XV, 33: „Böser Umgang verdirbt gute Sitten.“
 
 
 
[6] Wesentlicher Grundsatz der Moral Epiktets (Gespräche, I, 22, 10): die Dinge zu unterscheiden, die von uns selbst abhängen – Wille, Urteile, Vorstellungen usw. – und jene, die von uns unabhängig sind – unser Leib, unsere Güter usw. Die Weisheit besteht im Bemühen um eine vernünftige Regelung der ersteren sowie in der Gleichgültigkeit gegenüber den letztern.
 
 
 
[7] Zu vervollständigen durch Fragment Nr. 179.
 
 
 
[8] In dem Aufsatz Über die Kannibalen (I, 31) berichtet Montaigne über das Erstaunen der „wilden“ Brasilianer, die sich zur selben Zeit auf der Durchreise in Rouen befanden als König Karl IX: „Sie bemerkten, daß sie es höchst befremdlich bedünkte, daß so viele hochgewachsene, gerüstete und bewaffnete Männer mit Bärten, die sich rings um den König befanden (es ist sehr wahrscheinlich, daß sie seine Schweizergarde meinten) sich unterwürfen, um einem Kinde zu huldigen, und daß man an seiner Statt nicht jemand aus ihren eigenen Reihen erwählte, um zu befehligen“ (S 213).
 
 
 
[9] Siehe Fragment Nr. 480.
 
 
 
[10] Siehe Fragment Nr. 108 und die dazugehörige Anmerkung.
 
 
 
[11] Es gibt für Pascal „einfache Begriffe“ wie Raum, Zeit, Bewegung, die für jene, welche diese Art von Sprache verstehen, auf solch natürliche Weise die Dinge bezeichnen, die sie darstellen, daß jede weitere Erklärung ihrer Inhalte sie mehr verdunkeln als erhellen würde“ (Vom geometrischen Geist, aus: Gesammelte Werke, III, S 396). 
 
 
 
[12] Vgl. Descartes, Prinzipien, I, 8: „wir erkennen deutlich, daß wir zum Dasein weder einer (körperlichen) Ausdehnung bedürfen, noch einer Gestalt, um an irgendeinem Ort zu sein, noch irgendeines anderen, derartigen Prädikates, das man dem Körper zurechnen kann, und daß wir einzig durch das sind, was wir denken“ (Werke, AT, IX-2, S 28). 
 
 
 
[13] Vgl. Heiliger Augustinus, Die Gnade Christi und die Erbsünde, II, 40, Nr. 46: „Was wir beim Menschen Entartung nennen, ist im Tierreich Natur.“
 
 
 
[14] Siehe Fragment Nr. 49.
 
 



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