296
Ein Bildnis umfaßt Fernsein und Nahesein, Gefallen und Mißfallen.
Verschlüsselung im zwiefachen Sinne. Ein klarer Sinn, aus dem hervorgeht, daß der andere Sinn verborgen ist.
297
Wenn die Propheten gesagt haben, daß das Szepter bis zur Ankunft des Ewigen Königs [1] nicht von Juda weichen würde, könnte man vielleicht denken, sie hätten dergleichen gesagt, um den Leuten zu schmeicheln und daß ihre Weissagung sich durch Herodes [2] als falsch erwiesen hätte. Aber um zu zeigen, daß dies nicht ihr Sinn ist und daß sie vielmehr genau wußten, daß dieses irdische Königreich vergehen mußte, sagen sie, daß sie lange Zeit ohne König und Fürsten sein werden. Hosea [3].
298
Gleichnisse.
Sowie man dies Geheimnis einmal enthüllt hat, kann man es unmöglich übersehen. Man lese das Alte Testament in dieser Absicht und untersuche, ob die Opfer recht waren, ob die Verwandtschaft mit Abraham die wahre Ursache der Freundschaft Gottes war, ob das gelobte Land die wahre Ruhestätte war? Nein. Also waren es Gleichnisse.
Man untersuche gleicherweise alle angeordneten Zeremonien und alle Gebote, die nicht um der christlichen Nächstenliebe willen da sind, und man wird sehen, daß es Gleichnisse [4] dafür sind.
All diese Opfer und Zeremonien waren also Gleichnisse oder Torheiten. Nun gibt es aber klare Dinge, die zu erhaben sind, um sie als Torheiten anzusehen.
Erfahren, ob die Propheten ihren Blick nur auf das Alte Testament beschränkten oder ob sie darin auch andere Dinge sahen.
299
Gleichnisse.
Alles geschah in Gleichnissen [6].
Es war notwendig, daß Christus leiden mußte [7].
Ein gedemütigter Gott. Das ist der Schlüssel, den uns Paulus gibt.
Beschneidung des Herzens, wahres Fasten, wahres Opfer, wahrer Tempel. Die Propheten haben verkündet, daß all dies geistig sein müßte [8].
Nicht das vergängliche Fleisch, sondern jenes, das unvergänglich ist [9].
Ihr werdet wahrhaft frei sein [10]. Also ist die andere Freiheit nur ein Gleichnis der Freiheit.
Ich bin das wahre Brot des Himmels [11].
300
Wenn David verkündet, daß der Messias sein Volk von seinen Feinden [12] befreien werde, kann man im irdischen Sinne glauben, daß hiermit die Ägypter gemeint seien, und folglich wäre ich nicht darzulegen imstande, daß die Prophezeiung sich erfüllt habe. Aber man kann ebensogut glauben, daß damit die Sünden gemeint seien, denn in Wahrheit sind nicht die Ägypter die Feinde, sondern vielmehr die Sünden.
Das Wort „Feinde“ ist demnach zweideutig. Aber, wenn er an anderer Stelle, wie er tut, sagt, daß er sein Volk von seinen Sünden [13] befreien werde, wie dergleichen auch Jesaja und die anderen getan haben [14], so wird der Doppelsinn aufgehoben, und der zwiefache Sinn des Wortes „Feinde“ reduziert sich auf den einfachen Sinn der Sünden, denn wenn er damit die Sünden meinte, so konnte er sie sehr wohl durch das Wort „Feinde“ bezeichnen, wenn er aber an die Feinde dachte, so konnte er sie nicht durch das Wort „Sünden“ bezeichnen.
Nun gebrauchten Moses, David und Jesaja dieselben Begriffe. Wer wird also behaupten, daß sie nicht denselben Sinn hätten und der Sinn Davids, der ganz offensichtlich an die Sünden dachte, da er von „Feinden“ sprach, nicht derselbe von Moses wäre, da dieser von „Feinden“ sprach?
Daniel IX betet für die Befreiung des Volkes aus der Gefangenschaft seiner Feinde. Aber er dachte an die Sünden, und um es darzulegen, sagt er, daß ihm Gabriel erschienen sei, um ihm zu verkünden, daß er erhört ward und daß er nur mehr siebzig Wochen zu warten hätte, woraufhin das Volk von den Sünden befreit sein werde; die Sünde werde ein Ende nehmen, und der Erlöser, der Heiligste aller Heiligen, werde die ewige Gerechtsame bringen, aber nicht jene des Gesetzes, sondern die ewige [15].
Es gibt welche, die deutlich erkennen, daß es keinen anderen Feind des Menschen gibt als die Begierde, welche die Menschen von Gott abwendet, und daß es sonst keine [Feinde] und kein anderes Gut gibt als Gott, und daß es kein fruchtbares Land gibt. Jene, die glauben, das Glück des Menschen bestehe im Fleischlichen und das Übel in jenem, was sie von den Sinnesfreuden abwende, sollen sich daran berauschen und daran zugrunde gehen. Jene aber, die Gott von ganzem Herzen suchen, die kein anderes Leid empfinden, als seinem Anblick entzogen zu sein, die keinen anderen Wunsch haben, als Anteil an ihm zu haben und keine anderen Feinde als jene, die sie von ihm abzuwenden suchen, die betrübt sind, sich von solchen Feinden umgeben und beherrscht zu sehen – sie sollen sich trösten! Ich verkünde ihnen eine frohe Botschaft: es gibt einen Erlöser für sie. Ihn werde ich ihnen kundtun; ich werde ihnen zeigen, daß es einen Gott für sie gibt. Doch den anderen werde ich ihn nicht kundtun. Ich werde darlegen, daß ein Messias verheißen ward zur Erlösung von den Feinden, und daß ein solcher gekommen ist zur Erlösung von den Sünden, nicht aber von den Feinden.
301
Gleichnisse.
Die Juden verweilten von alters her bei diesen irdischen Betrachtungen: daß Gott ihren Stammvater Abraham liebte, sein Fleisch und alles, was daraus hervorging, daß er sie dafür vermehrt und vor allen anderen Völkern ausgezeichnet habe, ohne zuzulassen, daß sie sich mit ihnen vermischten, daß er sie, als sie in Ägypten schmachteten, von dort zurückführte, mit all seinen großen Zeichen und ihnen zu Ehren, daß er sie in der Wüste mit dem Himmelsbrot speiste, daß er sie in ein Land führte, in dem Milch und Honig fließt, daß er ihnen Könige und einen herrlich erbauten Tempel gab, um darin Tiere zu opfern, und daß sie durch das Mittel, deren Blut zu vergießen, gereinigt würden, und daß er ihnen schließlich den Messias senden sollte, um sie zu Herren der ganzen Welt zu machen, und er habe die Zeit seiner Ankunft vorausgesagt.
Da die Welt in diesem fleischlichen Irrtum verharrte, ist Jesus Christus zur vorhergesagten Zeit erschienen, aber nicht in jener Herrlichkeit, in der man ihn erwartete; und folglich haben sie nicht geglaubt, daß er es wäre [16]. Nach seinem Tode ist Paulus gekommen um die Menschen zu lehren, daß all diese Dinge in Gleichnissen geschehen wären [17], daß das Reich Gottes nicht im Fleisch bestünde, sondern im Geiste [18], daß des Menschen Feinde nicht die Babylonier wären, sondern ihre eigenen Leidenschaften, daß Gott keinen Gefallen an von Menschenhand [19] erbauten Tempeln fände, sondern an einem reinen und demütigen Herzen, daß die Beschneidung des Leibes vergeblich wäre, sondern es vielmehr einer Beschneidung des Herzens [20] bedürfe, daß nicht Moses ihnen das Brot des Himmels [21] gegeben habe usw.
Aber da Gott diesem Volk, das dessen unwürdig war, derlei Dinge nicht offenbaren wollte und da er sie aber gleichwohl geschehen lassen wollte, damit sie geglaubt würden, hat er die Zeit ihres Eintreffens klar vorausgesagt und sie einige Male genau, jedoch reichlich in Gleichnissen, dargelegt, damit jene, welche die dargestellten Dinge liebten, dabei innehielten (ich behaupte nicht gründlich) und jene, welche das Figürliche liebten, sie darin erkennen sollten.
Alles, was sich nicht offenbar auf die christliche Nächstenliebe bezieht, ist Gleichnis [22].
Der einzige Gegenstand der Heiligen Schrift ist die christliche Nächstenliebe [23].
Alles, was sich nicht offenbar auf das einzige Gut bezieht, ist dessen Gleichnis, denn da es nur ein Ziel gibt, ist alles, was nicht rein durch Worte zu diesem Ziel führt, ein Gleichnis.
Gott gibt also diesem einzigen Gebot der Nächstenliebe verschiedene Gestalt, um unsere Neugierde, welche die Abwechslung sucht, durch dieselbe Mannigfaltigkeit zu befriedigen, die uns stets zu unserem allein Notwendigen hinführt; denn nur eine einzige Sache ist notwendig [24], und wir lieben die Mannigfaltigkeit. Und Gott verschafft beidem Genüge durch diese Mannigfaltigkeit, die zu diesem allein Notwendigen hinführt.
Die Juden haben die sinnbildlich dargestellten Dinge so sehr geliebt und so sehnlichst erwartet, daß sie die Wirklichkeit verkannt haben, als sie dann zur vorhergesagten Zeit und auf die vorhergesagte Art und Weise eingetroffen ist.
Die Rabbiner halten die Brüste [25] der Braut für ein Gleichnis, und ebenso alles andere, welches nicht das einzige Ziel ausdrückt, das sie verfolgen: nämlich die irdischen Güter.
Und die Christen halten sogar die Eucharistie für ein Gleichnis jener Herrlichkeit [26], nach der sie streben.
302
Jesus Christus hat die Menschen nichts anderes gelehrt, als daß sie sich selbst liebten und daß sie Sklaven, Blinde, Kranke, Unglückliche und Sünder waren; daß er sie erlösen, erleuchten, selig machen und heilen mußte, daß dergleichen geschehen würde, indem man sich selbst verleugnete [27] und ihm durch Elend und Kreuzestod nachfolgte.
303
Wenn das Wort Gottes, das wahrhaftig ist, dem Buchstaben nach falsch ist, so ist es im geistigen Sinne wahr [28]. Sede a dextris meis [29]: das ist dem Buchstaben nach falsch, also ist es im geistigen Sinne wahr.
In solchen Ausdrücken wird von Gott nach Art der Menschen gesprochen, und dies bezeichnet nichts anderes, außer daß die Absicht, welche die Menschen haben, wenn sie jemanden zu ihrer Rechten setzen, auch die Absicht Gottes ist. Es ist dies also ein Kennzeichen für die Absicht Gottes, und nicht für seine Art und Weise, diese Absicht auszuführen. Wenn daher gesagt ist: Gott hat den Duft eurer Rauchopfer angenommen und wird euch zum Lohn ein fruchtbares Land geben [30], so bedeutet das, dieselbe Absicht zu haben, wie sie ein Mensch haben würde, der, da er euere Rauchopfer gnädig aufnimmt, euch dafür ein fruchtbares Land gäbe. Gott wird euch gegenüber dieselbe Absicht haben, da ihr ihm gegenüber dieselbe Absicht hattet, wie sie ein Mensch jenem gegenüber hat, dem er Rauchopfer darbringt.
Daher iratus est [31], eifersüchtiger Gott [32] usw., denn da die göttlichen Dinge unaussprechlich sind, können sie auf keine andere Weise verkündet werden, und die Kirche gebraucht diese Begriffe heute noch immer. Quia confortavit seras [33], usw.
Es ist nicht erlaubt, der Heiligen Schrift einen Sinn zu verleihen, von dem sie uns nicht offenbart hat, daß sie einen solchen besitzt. Wenn man folglich behauptet, das Mem bei Jesaja bedeute 600, so ist das nicht offenbart [34]. Es ist nicht gesagt, daß die unklaren Zeichen Zade und He geheime Botschaften bedeuten sollen [35]. Es ist also nicht erlaubt, etwas dergleichen zu behaupten, und noch weniger erlaubt, zu behaupten, daß dies in seiner Art dem Stein der Weisen [36] entspreche; aber wir behaupten, daß der buchstäbliche Sinn nicht der rechte ist, da die Propheten es selbst behauptet haben.
304
Jene, welche ein Widerstreben gegen den Glauben empfinden, suchen einen Grund hiefür im Unglauben der Juden: „Wenn das so klar wäre, behauptet man, weshalb sollten sie dann nicht glauben?“ und verlangten gleichsam, daß jene glauben mögen, um durch das Beispiel der Ablehnung jener nicht vom Glauben abgehalten zu werden. Aber gerade deren Ablehnung ist die Grundlage unseres Glaubens [37]. Wir wären dazu viel weniger geneigt, wenn sie zu uns gehörten, wir hätten dann einen weit größeren Vorwand.
Es ist bewunderungswürdig, daß man die Juden zu großen Verehrern der Verheißungen und zu großen Feinden der in Erfüllung gegangenen Verheißungen gestempelt hat.
305
Gemeinschaftlicher Beweis für die beiden Testamente.
Um die beiden Testamente auf einen Schlag zu beweisen, muß man nur prüfen, ob die Weissagungen des einen im anderen in Erfüllung gegangen sind.
Um die Weissagungen untersuchen zu können, muß man sie verstehen, denn wenn man glaubt, daß sie nur eine Bedeutung haben, so ist es gewiß, daß der Messias nicht gekommen ist. Wenn sie aber zweierlei Bedeutungen haben, so ist es gewiß, daß er in der Gestalt Jesu Christi gekommen ist. Die ganze Frage besteht also darin, zu erkennen, ob sie zweierlei Bedeutungen haben.
Daß die Heilige Schrift zweierlei Bedeutung hat,
die ihr Jesus Christus und die Apostel gegeben haben,
wofür dies die Beweise sind:
1. Beweis durch die Heilige Schrift selbst.
2. Beweise durch die Rabbiner. Moses Maimon sagt, daß sie erwiesenermaßen [38] zwei Gesichter hat und daß die Propheten nur von Jesus Christus gesprochen haben.
3. Beweise durch die Kabbala [39].
4. Beweise durch jene mystische Auslegung, welche die Rabbiner selbst der Heiligen Schrift beilegen.
5. Beweise durch die Grundsätze der Rabbiner, daß es zweierlei Bedeutungen gibt.
Daß es zweierlei Arten von Erscheinungen des Messias gibt, herrlich oder niedrig, ihrem Verdienst entsprechend.
Daß die Propheten nur vom Messias gesprochen haben.
[Daß] das Gesetz nicht ewig ist, sondern vom Messias verändert werden muß.
Daß man sich dann nicht mehr des Roten Meeres erinnern wird.
Daß die Juden und die Heiden sich vermischen werden.
306
A Gleichnisse.
Jesaja LI, 10-11 [40], das Rote Meer, Sinnbild der Erlösung.
Ut sciatis quod Filius hominis habet potestatem remittendi peccata, tibi dico: Surge [41].
Da Gott zeigen wollte, daß er ein heiliges Volk mit unsichtbarer Heiligkeit schaffen und es mit ewiger Herrlichkeit erfüllen konnte, hat er sichtbare Dinge vollbracht. Weil die Natur ein Abbild der Gnade ist [42], hat er an den Gegenständen der Natur das vollbracht, was er an jenen der Gnade vollbringen sollte, damit man glaubte, daß er auch das Unsichtbare vollbringen konnte, da er das Sichtbare doch wirklich vollbrachte.
Er hat also denn das Volk vor der Sintflut gerettet, er hat es von Abraham abstammen lassen, er hat es inmitten seiner Feinde freigekauft und ihm Frieden verschafft.
Das Ziel Gottes war nicht, ein ganzes Volk vor der Sintflut zu retten und von Abraham abstammen zu lassen, nur, um es in ein fruchtbares Land zu führen; und sogar die Gnade ist nur ein Sinnbild der Herrlichkeit [43], denn sie ist nicht der letzte Zweck. Sie ist durch das Gesetz versinnbildlicht worden und versinnbildlicht selbst die [Herrlichkeit], aber sie ist nur deren Bild und Grundlage oder Ursache [44].
Das gewöhnliche Leben der Menschen gleicht jenem der Heiligen. Sie suchen alle ihre Zufriedenheit [45] und unterscheiden sich nur im Gegenstand, auf den sie diese beziehen. Sie nennen diejenigen ihre Feinde, die sie davon abhalten usw. Gott hat also seine Macht, die unsichtbaren Güter zu gewähren, durch jene Macht bewiesen, die er über die sichtbaren Güter ausgeübt hatte.
307
Über zwei Personen, die törichte Geschichten erzählen – deren einer eine zwiefache Bedeutung sieht, die vom Klüngel verstanden wird, während der andere nur diese eine Bedeutung sieht – wird jemand, wenn er nicht in das Geheimnis eingeweiht ist und die beiden auf diese Weise sprechen hört, dasselbe Urteil fällen. Wenn aber dann im übrigen Gespräch der eine plötzlich himmlische Dinge sagt, und der andere beständig platte und gewöhnliche Dinge zu sagen fortfährt, wird jener urteilen, daß der eine geheimnisvoll zu reden verstand und der andere nicht, da der eine hinlänglich bewiesen hat, daß er solcher Torheiten unfähig, jedoch fähig ist, geheimnisvoll zu sein, während der andere bewiesen hat, daß er des Geheimnisses unfähig und der Torheit fähig ist.
Das Alte Testament ist eine Geheimschrift.
[1] Siehe Fragment Nr. 294.
[2] Herodes der Große war der erste Fremdkönig der Juden (siehe Heiliger Augustinus, Über den Gottesstaat, XVIII, 45 und Fragment Nr. 646): also war er nicht der Messias.
[3] Siehe Fragment Nr. 290 u. 294.
[4] Siehe Fragment Nr. 693. Allgemeines Prinzip: „Alles, was sich nicht auf die christliche Nächstenliebe bezieht, ist Gleichnis“ (Fragment Nr. 301).
[5] Paulus, 2Kor, III, 6: „Der Buchstabe macht tot, der Geist aber lebendig.“
[6] Siehe Fragment Nr. 285.
[7] Vgl. Lk, XXIV, 26, siehe Fragment Nr. 285; jedoch, da man hier im Zusammenhang mit Paulus spricht, wird man eher an die Apostelgeschichte denken, wo Paulus den Juden von Thessaloniki darlegt, „daß es notwendig gewesen war, daß Christus leiden mußte“ (XVII, 3).
[8] Siehe Fragment Nr. 693.
[9] Joh, VI, 27: „Müht euch nicht um die vergängliche Speise, sondern um die Speise, die anhält zu ewigem Leben, wie sie der Menschensohn euch geben wird“ – nämlich sein eigenes Fleisch [seinen eigenen Leib] in der Eucharistie.
[10] Joh, VIII, 36: „Wenn also der Sohn euch frei macht, dann werdet ihr wahrhaft frei sein.“
[11] Jesus spricht zu jenen, für die er die Brote vermehrt hat: „mein Vater gibt euch vom Himmel das wahre Brot. Denn das Brot Gottes ist jenes, das vom Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt“ (Joh, VI, 32-33), und er fügt hinzu: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (VI, 51).
[12] Beispielsweise in Psalm CXXXII, Vers 18 (CXXXI, 19).
[13] Ps CXXX, 8 (CXXIX, 8): der Herr „wird Israel erlösen von allen seinen Sünden“.
[14] In Jes, XLIII, 25, spricht der Herr: „Ich, ja ich bin es, der um meinetwillen deine Frevel tilgt; deiner Sünden gedenke ich nicht mehr“ (vgl. auch jene Verse von Jesaja in Fragment Nr. 726). Die anderen: zum Beispiel der Prophet Daniel in jener Stelle (Daniel, IX, 20-24), die nachfolgend im Fragment angeführt wird.
[15] Der hier zusammengefaßte Text aus Daniel wird von Pascal in Fragment Nr. 720 übersetzt.
[16] Jes, LIII, 3: „Verachtet war er, von Menschen gemieden, ein Mann der Schmerzen, mit Krankheit vertraut! Wie einer, vor dem man das Antlitz verhüllt, war er verachtet, so daß wir ihn nicht schätzten.“
[17] 1Kor, X, 11. Siehe Fragment Nr. 285 und 299.
[18] Röm, VIII, insbesondere die Verse 8-9: „Die im Fleische sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn anders der Geist Gottes in euch wohnt. Hat aber einer den Geist Christi nicht, so gehört er nicht zu ihm.“
[19] Vgl. Hebr, IX, 24: „Denn nicht in ein von Menschenhänden errichtetes Heiligtum, das nur Abbild des eigentlichen war, ist Christus eingegangen, sondern in den Himmel selbst, um nunmehr vor das Angesicht Gottes hinzutreten für uns.“
[20] Röm, II, 28-29: „Denn nicht jener ist Jude, der es nach außen ist, und nicht das ist Beschneidung, die nach außen am Fleische ist, sondern der ist Jude, der es im Innern ist, und Beschneidung ist die des Herzens, dem Geiste und nicht dem Buchstaben nach. Eines solchen Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.“
[21] Diese Formel stammt von Joh, VI, 32 („Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Moses gab euch das Brot vom Himmel, sondern mein Vater gibt euch vom Himmel das wahre Brot“), jedoch erhellt Paulus den Sinn des eucharistischen Abendmahles, im Verlaufe dessen das irdische Brot zum „Brot des Himmels“ wird, nämlich zum Leib Christi (1Kor, XI, 23-29).
[22] Sankt Augustinus, Botschaft an die Novizen, 26: „Von allem, was er [der Katechet] beim Lesen in den kanonischen Büchern erfahren mag, das er nicht auf die Liebe zur Unsterblichkeit, zur Wahrheit, zur Heiligkeit und auf die Nächstenliebe beziehen kann, soll er glauben, daß dergleichen in Gleichnissen geschehen oder dargelegt worden ist.“
[23] Sankt Augustinus, Die christliche Lehre, III, 10: „Die Heilige Schrift gebeut nichts anderes denn die christliche Nächstenliebe.“
[25] Der Bräutigam spricht zu seiner Geliebten im Hohelied: „Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitzlein, wie Zwillinge einer Ricke, die unter den Lilien weiden“ (IV, 5).
[26] Herrlichkeit im theologischen Sinne des Begriffes: Glückseligkeit der mit Gott vereinigten Auserwählten in der Ewigkeit.
[27] Siehe Fragment Nr. 253.
[28] Im Vorwort des Werkes Pugio fidei von Raymond Martin schreibt Joseph von Voisin: „In seinem Buche Contra Mendacium [Wider die Lüge], Kapitel X, stellt der Heilige Augustinus fest, daß jenes, welches in der Heiligen Heiligen Schrift dem Buchstaben nach falsch ist, überaus wahr als Symbol für die Mysterien ist.“ Über Pugio fidei, siehe Fragment Nr. 308.
[29] Ps CX, 1 (CIX, 1): „Spruch des Herrn für meinen Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.“
[30] Vgl. Gen, VIII, 21 bzw. XXVII, 28.
[31] Jes, V, 25: „Darum entbrannte der Zorn des Herrn wider sein Volk.“
[32] Ex, XX, 5: „Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott.“
[33] Ps CXLVII, 12-13 (CXLVII, 1-2): „Preise den Herrn, Jerusalem! Lobe, Zion, deinen Gott! Denn die Riegel deiner Tore macht er stark, segnet in dir deine Söhne.“
[34] Das Mem ist der 13. Buchstabe des hebräischen Alphabets. Seine Form ist am Anfange oder inmitten eines Wortes offen, dagegen geschlossen, wenn es am Ende des Wortes steht. In der rabbinischen Epoche, wo man das alphabetische System zur Bezeichnung von Zahlen verwendete, erhielt das geschlossene Mem den numerischen Wert der Zahl 600. Nun befindet sich in einer messianischen Stelle des Propheten Jesaja („denn ein Kind wird uns geboren, [...] groß ist die Herrschaft, und der Friede ist endlos auf Davids Thron und in seinem Reich“, Jesaja, IX, 5-6) ein geschlossenes Mem unüblicherweise im Inneren eines Wortes: man hat daraus, gemäß einer Auslegung, die Pascal zurückweist, geschlossen, daß der Messias von einer Jungfrau geboren würde und dasselbe Ereignis 600 Jahre nach dieser Prophezeiung stattfinden würde.
[35] Das Zade und das He sind der 18. bzw. der 5. Buchstabe des hebräischen Alphabets. Das Zade weist,wie das Mem, zweierlei Schreibweisen gemäßseiner Stellung innerhalb des Wortes auf; was das He am Ende eines Wortes betrifft, so kann dieses, muß dieses aber nicht geschrieben werden (im letzteren Fall wird es deficiens – „unklar“, siehe Fragment Nr. 736, bezeichnet). Von diesen Abwandlungen leitet sich jene in den Augen Pascals stets willkürliche Möglichkeit her, diesen Briefen eine geheimnisvolle Bedeutung zuzuschreiben.
[36] Eine alchimistische Deutung über den formalen Aspekt eines solchen hebräischen Briefes finden wir im 17. Jhdt. etwa bei Robert Fludd.
[37] Siehe Fragment Nr. 293.
[38] Diese Behauptung wird im Werk Pugio fidei angeführt (über dieses Buch, siehe Fragment Nr. 308). Moses Maimonides (1135-1204) war ein berühmter jüdischer Theologe, Philosoph und Arzt, Verfasser eines Kommentares über die Mishna Thora und des Führers der Unschlüssigen .
[39] Die Kabbala („Überlieferung“) ist eine esotherische Strömung des Judaismus, die eine mystische Auslegung der Thora („das Gesetz“, insgesamt bestehend aus den fünf ersten Büchern der Bibel) ausarbeitet, d. h. seinen verborgenen Sinn zu Tage fördert.
[40] Vgl. Paulus, 1Kor, X, 2.
[41] Mk, II, 10-11: „Ihr sollt aber wissen, daß der Menschensohn Macht hat, Sünden zu vergeben auf Erden: Ich sage dir [spricht Jesus zum Gelähmten]: Steh auf.“
[42] Wesentlicher Grundsatz bei Pascal, ursprünglich von Paulus (Röm, I, 20). Siehe seinen Brief vom 1. April 1648: „die materiellen Dinge sind nur ein Abbild der geistigen, und Gott hat die unsichtbaren Dinge in den sichtbaren dargestellt“ (Gesammelte Werke, II, S 582).
[43] Über die Herrlichkeit, siehe Fragment Nr. 301.
[44] Das (mosaische) Gesetz verleiht keine Gnade, welche allein von Jesus Christus kommt, doch gestattet die Gnade dem Gläubigen, sich der Herrlichkeit würdig zu machen (siehe die Schriften über die Gnade von Pascal in: Gesammelte Werke, III, insbesondere S 678-679 bzw. 684).
[45] Anderer wesentlicher Grundsatz bei Pascal, den man beim Heiligen Augustinus findet: „der Wille wendet sich immer nur demjenigen zu, was in ihm das größte Gefallen erregt“ (XVIII. Provinzialbrief, S 359).
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