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LESEPROBE

Im glücklichen Steirerlande, wo die anmutige, von sanften Hügeln und üppigen Rebengeländen belebte Landschaft den Bezirk von Deutschlandsberg umgibt, lebte unweit des schönen Städtchens Stainz zu Rachling einst ein wackerer Mann mit Namen Johannes Reinbacher, der Höllerhans geheißen. Derselbe Höllerhans war ein gar vielgerühmter Wunderdoktor, der sich auf jene seltne Kunst verstand, aus der Leute Wässerlein allerlei Krankheiten zu erkennen und der diese, unter Zuhilfenahme eines Absuds von Kräutern, auch zu heilen vermochte! Des Höllerhans unvergleichlicher Witz und verschlagene Schläue waren aber auch ohnegleichen im Lande, und wer ihn, mit kühn übers Ohr geschobenem Hute und keck aufgezwirbeltem Schnauzbart nur von weitem sah, wie er listig vor sich hinpfiff – ei nun! der mochte nicht im mindesten an dem vortrefflichen Rufe zweifeln, welcher dem Wunderdoktor allenthalben in der Gegend anhaftete. Hart an der Landstraße, halb unter den weitverzweigten Ästen der Dorflinde verborgen, war des Wunderdoktors kleines Häuschen gelegen, aus dessen Fenster er stets vergnügt nach den vielen Heilungssuchenden Ausschau zu halten pflegte!
Und hei! wie strömten da manch einen Tag von allerwärts die heilbedürftigen Scharen herbei, um bei dem trefflichen Manne sich Rat zu schaffen, und selten ging einer von dannen, für dessen Gebrechen der Höllerhans nicht das rechte Mittel gewußt! Mancher gar vornehme und reiche Herr hatte des Wunderdoktors Dienste schon in Anspruch genommen, da jedes anderen Arztes Rat vergeblich geblieben, und so war es schließlich an dem, daß der Höllerhans, ob seiner Heilkunst allenthalben geehrt und berühmt, bei jung und alt im höchsten Ansehen stund. Begreiflicherweise weckte dies nach einiger Zeit den Neid und Unmut der benachbarten Ärzte, welche durch des Wunderdoktors seltsames Treiben sich in ihren Geschäften nicht wenig gestört fühlten, und wohl überlegten sie manche Stunde hin und her, wie es anzustellen wäre, wider den Höllerhans erfolgreich Klage zu führen, damit jener gezwungen würde, seine ärgerlichen Umtriebe einzustellen. Der wackere Mann indes fragte den neidischen Händeln der Ärzte nicht viel nach und lachte sie weidlich aus: wenn sie sich auf ihr Geschäft nach rechter Weise verstünden, pflegte er dann wohl zu sagen, ei, so brauchten ja ihrer nicht so gar viele zu ihm, dem Wunderdoktor, zu kommen!

Solch kecke Rede stachelte nun freilich den Unmutsteufel der Ärzte auf das lebhafteste, und da eines Tages ruchbar ward, der Höllerhans ziehe aus seiner Heilkunst mehr Gewinnst als alle Ärzte der Umgebung zusammen, da glaubte man sich endlich berechtigt, wider den Wunderdoktor Klage zu führen – war es einem Heilkundigen seines Schlages doch von Gesetzes wegen nicht gestattet, Bezahlung von seinen Patienten zu erheischen! Wie es nun weiter zuging, daß der Höllerhans sich zu einer Fahrt nach Deutschlandsberg verstehen mußte, um dort einem Rechtshandel als Beklagter beizuwohnen und was sich hernach noch alles an Wunderlichkeiten begab, davon wollen wir dir, günstiger Leser, nun im weiteren Verlauf unserer Geschichte manch denkwürdiges Ereignis berichten.

Wie der Wunderdoktor Höllerhans von den Ärzten der Umgebung allenthalben beneidet wird und diese endlich Klage wider ihn führen. Wie der Richter zu Deutschlandsberg eine Magenkolik erleidet und vom Höllerhans wieder ins Leben zurückgerufen wird. Wie der Höllerhans zuletzt als unschuldig befunden und wieder in seine Rechte als Wunderdoktor eingesetzt wird.

Es begab sich, daß an des Wunderdoktors Häuschen eines schönen Morgens mit heftigen Schlägen gepocht ward. Verwundert trat der Höllerhans sogleich an die Tür, des frommen Glaubens, es werde wohl der Krankenpilger einer sein, der sich in absonderlich dringenden Nöten befinde. Wie erstaunte er jedoch baß, als stattdessen zwei Polizeidiener vor ihm auf der Schwelle stunden und ihm wortlos einen Gerichtsbefehl in die Hand drückten! Da der Höllerhans hierauf seine lebhafte Verwunderung zum Ausdruck brachte, was es mit dem wunderlichen Schreiben für eine Bewandtnis habe, antworteten die Polizeidiener: die Ärzte des Landes hätten Klage wider ihn geführt, und er, der Wunderdoktor, sich derselben Sache wegen beim Richter in Deutschlandsberg zu verantworten.
„Holla“, lachte der Höllerhans, „hoho – ach, meine allerliebsten Brotgenossen, welch herbe Schmach nur fügt ihr meiner empfindsamen Seele zu! Wahrhaft, mir blutet das Herz, nun ich mich von euch so schnöde verraten sehe – hoho! nie ist auch nur einer von euch zu mir gekommen, um Schmollis zu machen, sag ich, oder auch nur in aller Brüderlichkeit einen tüchtigen Trunk zu tun – haltet ihr das etwa für ziemlich, meine Herren?“
Der Wunderdoktor verdrehte auf theatralische Weise die Augen und kreuzte beide Arme über der Brust wie eine schmachtende, von ihrem Liebhaber verlassene Buhlerin.
„Dir wird dein Fürwitz schon noch vergehen, Höllerhans“, versetzte einer der beiden Beamten, „der Richter ist ein gestrenger Mann und wird, Falscher, deinen frechen Mutwillen schon zu züchtigen wissen!“
„Was nicht gar!“, sagte der Wunderdoktor, indem er mit einem schelmischen Lächeln die beiden Polizeidiener ansah. „Ei, meine lieben Herren, ich bin der Höllerhans und weiß was ich kann, und wer den Höllerhans über den Löffel barbieren will, ei wohl! der muß gar frühe aufstehen!“
„Das wird sich zeigen!“, versetzte einer der Polizeidiener mit gestrenger Amtsmiene. „Wenn du nicht zur befohlenen Stunde bei Gericht erscheinst, liebster Gesell, dann kommen wir dir arg über den Hals, das laß dir in aller Freundschaft gesagt sein!“
„Ei der tausend“, versetzte der Wunderdoktor verschmitzt, „ich bin ein ehrbarer Mann, wie ihr alle recht wohl wißt, meine lieben, hochverehrten Herren, und eher wohl möchte unser lieber Herrgott beim Jüngsten Gerichte fehlen als der Höllerhans am Gerichtstag!“
Die beiden Polizeidiener ärgerten sich gar sehr über des Höllerhans Kaltblütigkeit und suchten ihm, ehe sie ihrer Wege gingen, mit gestrengen Amtsmienen zu imponieren; allein von des Wunderdoktors Dach fiel mit einemmal Taubendreck den beiden Beamten zumittelst auf ihre Mützen.
„Meiner Treu!“, lachte da der Höllerhans, „meine Tauben haben nun gar keine Hochachtung vor solch venerablen Herrschaften – hihi! mir scheint gar, ich muß ihnen erst noch gehörigen Respekt vor der Obrigkeit beibringen!“
Fluchend und schimpfend entfernten sich hierauf die beiden Polizeidiener, und lange noch schmunzte der Wunderdoktor vergnügt vor sich hin. –
Am Gerichtstage hatte der Höllerhans ...

Davon, wie ein schlaues Bäuerlein den Wunderdoktor Höllerhans mit dem Wässerlein seines Hundes zu überlisten trachtet. Wie der Höllerhans allerdings die List durchschaut und dem fürwitzigen Bäuerlein eine Lehre fürs Leben erteilt.

Wir hatten, lieber Leser, bereits mehrfach bemerkt, welches Ansehen und hohe Ehren der Wunderdoktor allenthalben in der Gegend genoß; und wie es denn gewöhnlich zu geschehen pflegt, daß mit wachsenden Ehren sich auch die Mißgünstlinge und Neider einstellen, so gab es auch hierzulande manchereinen, der den Wunderdoktor für einen ausgemachten Schelm hielt, der mit dem Aberglauben der Leute schnöden Mutwillen treibe und von der Torheit und dem Unverstande der Menschen lebe! Zu Stainz lebte in jener Zeit ein gar schlaues Bäuerlein, das sich für sehr witzig hielt und das schon längere Zeit bei allerlei Gelegenheiten sich damit gebrüstet, den Höllerhans eines Tages als verruchten Schwindler zu entlarven. Und wenn der Höllerhans seines Witzes wegen auch weitum das Land auf und ab bekannt war, so war unser Bäuerlein doch der festesten Überzeugung, der noch Witzigere zu sein und derselbe möge in ihm seinen Meister finden!
Es begab sich, daß dasselbe Bäuerlein eines Tages Anstalt traf, seinen lange gehegten Plan in Ausführung zu bringen. Er verwahrte zu diesem Behufe seines Hundes Wässerlein in einem kleinen Fläschchen mit der Absicht, es dem Wunderdoktor später als das seinige unterzuschieben, und machte sich mitsamt dem Hunde, der ihm beständig mit fürwitzigem Gebell zur Seite sprang, auf den Weg zu des Wunderdoktors Wohnung. Man werde, dachte das pfiffige Bäuerlein im Stillen bei sich, dann ja alsogleich sehen, ob der Höllerhans imstande sich zeige, das Wässerlein im Fläschchen als dasjenige seines Hundes zu erkennen; dann, war unser Bäuerlein überzeugt, werde es endlich offenbar werden, ob der Höllerhans ein wahrhafter Wunderdoktor war oder bloß ein Schwindler und Scharlatan, der die Leute mit seinen Gauklerstücken zum Besten habe! Als das Männchen im Hause des Wunderdoktors eintraf, fand er denselben in der heitersten Laune! Vergnügt frug jener das Bäuerlein sogleich, auf welche Weise er ihm zu Diensten sein könne!
„Ach, liebster Höllerhans“, hub das Bäuerlein heuchlerisch an, „ach, liebster Höllerhans, ich befinde mich seit einigen Tagen gar nicht recht wohl; sagt, wäret Ihr wohl so freundlich, mein Wässerlein anzusehen? – Vielleicht vermögt Ihr ja die Ursache meines Unbehagens herauszufinden!“
„He, wenn’s weiter nichts ist!“, versetzte der Höllerhans mit behaglichem Lächeln; „wartet hier solange, ich will derweil nach Euerm Wässerlein sehen und überlegen, was zu machen sei!“
„Ach seiet so gut, lieber Höllerhans“, versetzte das Bäuerlein mit geheuchelter Demut, „Ihr seid meine allerletzte Hoffnung!“
„Nun, wir wollen sehen!“, sagte der Höllerhans, indem er mit des Bäuerleins Fläschchen die Krankenstube verließ ...

Wie der Wunderdoktor Höllerhans mit dem Kräuterweiblein Rosenkogelliese in einen Streit über die Heilkraft eines Wundertees gerät. Wie der Höllerhans daraufhin Wundertee braut, in denselben heimlich Laxiermittel mischt und auf diese Weise den Streit zu seinen Gunsten schlichtet.
 
Hinter Rachling erhebt sich ein Berg, mit dunklem Tannenwald bewachsen, der auch heute noch den höchst klangvollen Namen Rosenkogel führt. Auf ihm hauste zu jener Zeit ein Kräuterweiblein, die Rosenkogelliese geheißen, welche in des Berges naher Umgebung allerlei Kräuter zu sammeln gewohnt war und diese in schöner Regelmäßigkeit nach Rachling zum Hause des Wunderdoktors schleppte. Die Rosenkogelliese war aber auch eine mehr als nur wunderliche Erscheinung, denn allgemach pflegte sie mehrere Hüte gleichzeitig zu tragen, und nicht selten traf man das Weiblein mit einer dicken Zigarre an, welche es, mit fast zahnlosem Munde, vergnügt vor sich hinschmauchte! Die Alte hatte indessen bei ihrem seltsamen Geschäfte nicht ihresgleichen, keiner verstand sich so trefflich auf die Kenntnis und Wirkung der mannigfaltigsten Heilpflanzen als sie, und wenn sie dann und wann, mit vollgepfropftem Korbe ihren Gang nach Rachling zum Höllerhans antrat und ihre Kräuter feilhielt, da pflegte sie wohl jedesmal ein ersprießliches Sümmchen aus dem Hause des Wunderdoktors hinfortzutragen. Ihre Vorliebe für dicke Zigarren und guten Branntewein führte sie denn zumeist geradewegs in jenes Wirtshaus, welches dem Häuschen des Wunderdoktors gegenüber auf der anderen Straßenseite gelegen war, und dort verharrte sie für gewöhnlich solange, bis sie, kreuzfidel und munter jauchzend, mit wackeligen Schritten wieder dem Rosenkogel entgegenschwankte! Die Alte ließ es sich mit dem Gelde, das sie durch ihren wunderlichen Handel mit dem Höllerhans gewann, recht wohlsein, und der Höllerhans machte jedesmal ein gar schmerzlich Gesicht, wenn die Alte mit seinen blanken Talern aus dem Häuschen zog! Schon längere Zeit hatte der listige Geselle darüber nachgesonnen, wie es anzustellen wäre, auf wohlfeilere Weise an die Kräuter zu gelangen, doch waren ihm die Dienste der Alten von gar großem Nutzen, sodaß er dabei mit höchster Vorsicht zu Werke gehen mußte, wollte er mit ihr sich nicht überwerfen!
Es traf sich, daß die Alte wieder einmal ihren gewohnten Gang zum Höllerhans unternahm, um demselben das übliche Quantum an Kräutern zum Kauf anzubieten. Der Höllerhans machte an jenem Tage ein ganz absonderlich pfiffiges Gesicht, und dies war denn für gewöhnlich stets das Zeichen, daß er etwas Besonderes im Schilde führte! Mit höflicher Stimme hieß er die Alte eintreten, und diese breitete sogleich ihre Kräuter vor dem Höllerhans auf dem Tische aus. Sie wähnte, auch diesmal werde alles seinen gewohnten Gang gehen, der Höllerhans die vortreffliche Heilkraft ihrer Kräuter preisen, alsdann sein Lederbeutelchen aus dem Wandschranke nehmen und – pling-plang! – pling-plang! – die blanken Taler auf den Tisch herzählen, daß ihr das Herz im Leibe lachte! Doch für diesmal sollte es anders kommen: schon als die Rosenkogelliese ihre Kräuter auf den Tisch gebreitet, hatte der Wunderdoktor ...

Wie ein reicher Ratsherr aus Graz mit dem Flascherlzug gen Stainz reiset und Heilung seines Kropfleidens vom Wunderdoktor Höllerhans erbittet. Wie der Ratsherr sich als grober Geizhals herausstellt, in der Wirtschaft zu Rachling seinen letzten Heller verspielt und vom Höllerhans zuletzt mit Spott und Schande davongejagt wird.
 
Wie du, vielgeliebter Leser, wohl schon mehrfach zu vernehmen die Gelegenheit hattest, besuchten den Wunderdoktor zuweilen auch Leute aus den höhern Ständen. So begab es sich, daß sich eines Tages ein reicher Ratsherr zu Graz, der schönen Hauptstadt des Steirerlandes, in den Zug setzte, um eine Fahrt nach Stainz zum vielgepriesenen Wunderdoktor zu unternehmen. Wer ihn ansah und sogleich jenen großen Kropf gewahrte, der ihm mit der ganzen gravitätischen Würde einer ehernen Kirchenglocke gar mächtig über den Hemdkragen hing, der brauchte nicht erst lange zu fragen, welcher Art sein Leiden wohl sein mochte! Zu Preding angekommen, bestieg der vornehme Reisende sogleich einen kleinen Bummelzug, den man aufgrund jener zahlreichen Fahrgäste, welche allesamt die Fläschchen mit ihrem Wässerlein auf den Knien hielten oder sonst an andern Orten verwahrt trugen, in höchst zutreffender Weise den „Flascherlzug“ getauft hatte, und setzte seine Reise gen Stainz fort. Am Bahnhofe zu Stainz hatte der Ratsherr, der kropfeshalber an beträchtlicher Kurzatmigkeit litt, sich eine Kutsche gemietet – ein Vorrecht, wie es seinerzeit nur den vermöglichsten Leuten zukam, denn Geld besaß unser Ratsherr freilich vollauf. Die Meisten unter den vielen Heilbedürftigen aber waren gezwungen, die Strecke zu des Wunderdoktors Haus zu Fuß zurückzulegen, und hätte der Ratsherr sich ohne Behelfsmittel bis hinauf gen Rachling quälen müssen, so wäre er, falls unterweges nicht einem Schlagfluß erlegen, so doch als der Allerletzte dort angelangt! So aber ging’s in flottem Trab abwechselnd über Wald und Feld, und noch ehe der große Haufen der Heilbedürftigen beim Wunderdoktor eintraf, fuhr der Ratsherr mit seinem pomphaften Gespann bei demselben vor!
Der Höllerhans hatte sich schon zeitig am Morgen an seinen gewohnten Platz ans Fensterchen begeben ...

Wie der Erzherzog Johann zur Jagd in Rachling verweilt und daselbst von einem heftigen Anfall von Jagdfieber erfaßt wird. Wie er daraufhin zum Wunderdoktor kömmt und vom Höllerhans den Rat erhält, eine Flasche Branntwein zu trinken. Wie der Erzherzog den wunderlichen Rat sogleich ausführt, vom Jagdfieber genest und der Höllerhans zu hohen Ehren gelangt.        
 
Die Person des Höllerhans ward im Laufe der Zeit von allerlei Legenden umrankt, von denen wir heute nicht mehr genau wissen, haben die Dinge sich nun wahrhaft auf eben dieselbe Weise zugetragen, wie man sich dergleichen im Volke zu erzählen pflegt, entsprechen sie nur in ihrem wesentlichen Kern der Wahrheit oder sind sie vielmehr nur das Resultat einer volkstümlichen Dichtung, welche so gerne die Taten berühmter Männer mit ihrem prunkenden Ehrenschild behängt. Verhält sich die Sache nun auf diese oder jene Weise – eine höchst denkwürdige Begebenheit im Leben des Wunderdoktors erscheint uns ferner noch von hinreichender Bedeutsamkeit, um sie einer näheren Betrachtung zu würdigen!
Es traf sich, daß der hochehrwürdige Erzherzog Johann, der ein paarmal des Jahres in seinem prächtigen Schlosse zu Stainz residierte, sich zur Jagd in Rachling verweilte. Er besaß daselbst ein gar hübsches Jägerhaus, das er bei derartigen Gelegenheiten stets zu bewohnen pflegte, denn der Erzherzog war ein großer Jäger vor dem Herrn und ward vom Volke ob seiner vielen Wohltaten verehrt als ein wahrhafter Vater des Landes. Von des wackeren Herrschers außerordentlicher Gewandtheit als Waidmann erzählte man sich zahllose Ruhmestaten, doch litt dieser zuweilen am heftigsten Jagdfieber, was ihm denn manche Jagd gründlich verdarb! Da hatte sich der Erzherzog nun eines Tages auf die Hirschjagd begeben und war bei dieser Gelegenheit wieder einem jener heftigen Anfälle von Jagdfieber erlegen; die Hände zitterten ihm wie Espenlaub, sodaß er seine Flinte endlich nicht mehr stillezuhalten vermochte und ihm jeglicher Schuß auf ein Ziel unmöglich gewesen wäre! Seine Leibjäger rieten hin und her, wie in einem solchen Falle zu verfahren wäre, der eine riet dies, der andere das – man versuchte es, wie üblich, zunächst mit Riechsalz, man sandte nach seinem Leibarzt, der ihm sogleich allerlei Tröpflein einflößte – alles umsonst! Zuletzt verfiel einer der Jäger auf den klugen Gedanken, es wohne ja ein berühmter Wunderdoktor nicht gar weit ganz in der Nähe ...



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