Schon wandelt, ach wieder! – dein Bild mir vorüber
Elysiums Tochter! – Wie herrlich du blühst!
O Roma, du Kleinod am Strande des Tiber
du Zierde von Latium, sei mir gegrüßt!
Wie trittst du, im Zauber arkadischer Töne
Geliebte! – aus süßer Erinn’rung hervor!
Jahrtausende hallte der Ruhm deiner Söhne
zu Jupiters heiligen Hainen empor!
O Preis jenem Tage, da deine Erbauer
der nährende Busen der Wölfin gesäugt;
und dich, Völkerfürstin, zu ewiger Dauer
auf dem palatinischen Berge gezeugt!
Du Stadt an den Hügeln, nun seh’ ich dich wieder
von schattigen Pinien lieblich gesäumt;
vom Hange quillt blühend die Rebe hernieder
wo silbern die Quelle der Grotte entschäumt!
Wo rings an den Höhen die Rosen erglühen
da wandelt der Hirte auf lachender Trift;
wo Mandelstrauch, Myrt’ und Orangenbaum blühen
und Helios strahlend den Äther durchschifft!
Vom duftigen Odem des Zephyrs umfächelt
da waltet beschwingter die freie Natur;
wo huldreich Diana im Lorbeerhain lächelt
und Venus durchwallt die arkadische Flur!
Ihr alten Platanen am Tibergestade
befreundte Gefährten! – O seid mir gegrüßt!
Wie treulich bewacht ihr die lieblichen Pfade
an denen der Strom seine Fluten ergießt!
Ihr lieblichen Brücken, ihr steinernen Bögen
von lichtem Platanengrün halb überdräut;
ihr alten Gewölbe an kunstreichen Stegen,
dem Flutenbeherrscher Neptunus geweiht!
Ach Roma! – Wie könnte ich jemals vergessen
die Tage, an denen ein Wunder geschah?
Als ich, dort im Schatten der dunklen Zypressen
so bang in die Gruft der Jahrtausende sah!
Mein Busen erbebte in demüt’gen Schauern
es schwamm mir, von Tränen verschleiert, der Blick!
da stand ich! – im Kranze gebrochener Mauern
gar schmerzlich durchwallt für dein großes Geschick!
Öd lagen die Höhen! – Nicht Pfade noch Spuren! –
Bang seufzten die Winde in Halmen und Kraut;
als Remus und Romulus auf deinen Fluren
der Feldsteine ersten zur Mauer gebaut!
O ewiges Rom! Auf des Aars mächt’ger Schwinge
entrang deiner Wieg’ sich ein Göttergeschlecht!
Geboren zu siegen, dem Lauf aller Dinge
gebietend in Tapferkeit, Weisheit und Recht!
Wo nun, von den Ranken des Eppichs umflochten
die Säule im Schutt der Rudera zerfällt,
Augustus und Cäsar gewandelt sein mochten
da stiegst du empor zur Beherrsch’rin der Welt!
Hier war es, wo glühend die Rede erschallte
des Cicero, hier in dem Säulengemach;
hier war es, am Forum, wo Cato der Alte
„ceterum censeo“, sein Flammenwort, sprach!
Davor, auf des Sturzackers furchiger Blöße
ragt ehern, ein Mahnmal von grauem Gestein,
wie ein Kenotaph der vergangenen Größe
zyklopisch noch das Kolosseum herein!
Und eilen die glanzvollen Tage der Väter
allmählich im Strome der Zeiten hinfort:
Warst du nicht der Felsen, auf dem einst Sankt Peter
gegründet des Heilands lebendiges Wort?
Du hast deines Heiligtums göttliche Weihe
vor Kaisern und Königen ruhmreich bezeugt! –
Wer zählt noch die Scheitel der endlosen Reihe
die willig dein heiliges Zepter gebeugt?
Unsterblich, so preist man das Werk deiner Söhne
den Genius des helikonischen Quells;
für ewige Zeit die erhabene Schöne,
den Geist Michelangelos und Raffaels!
Wie prangen die Kuppeln, Paläste, Arkaden
Berninis Skulpturen, wie prächtig dein Dom;
dort das Pantheon mit des Saals Kolonnaden
die Plätze, die Bronnen, o ewiges Rom!
O blühe, du Stolze, im Ruhm deines Kranzes
der heute noch kühn deine Schläfe umflicht;
In Ewigkeit blühe! – Die Tage des Glanzes
sie trübt auch der Lauf der Jahrtausende nicht!
Zu Staub werden Könige, Tempel und Hallen
die Reiche der Erde zu Asche vergehn;
Gestirne verglühen und Welten zerfallen
doch du, Braut der Götter, wirst ewig bestehn!
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