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(Siegfried von Aue)

Es zieh’n vom Morgenland einher
Drei Kön’ge, Weise, hört man sagen,
Zu bringen ihre schönsten Gaben
Dem Kindelein, so hold und hehr!

Dem Schein des Lichtes folgen sie,
Zu seh’n den Herren aller Herrn,
Es führt sie ja ein heller Stern:
„Bald beugen wir vor Dir das Knie!“

Zum Ende kommt des Sternes Bahn,
Und unbeweglich in der Mitte,
Hoch über einer ärmlich’ Hütte
Zeigt er das Ziel der Reise an.

Es schauen sich die Herren an:
„Sollt’ hier der Heiland sein geboren,
Der uns zum König auserkoren?“
Und sie glauben nicht recht d’ran.

Jedoch der Schein, er leuchtet hell!
Und hört man da nicht Engel singen,
Dem Herrn ihr Loblied darzubringen?
Sie schwingen sich vom Pferde schnell.

Und treten, halb im Zweifel, ein.
Ein Stall nur ist’s, und in der Krippen,
Ein mildes Lächeln auf den Lippen,
Im Stroh dort liegt das Kindelein.

„Sollt’ hier ein König sein zu finden?
S’verträgt sich nicht mit Herrenwürde,
Zu tragen bitt’rer Armut Bürde.“
So gleichen Weise selbst oft Blinden!

Da faßt der älteste der Drei
Ein Herz sich, an der Krippe Rand
Tritt er, streckt bebend aus die Hand,
Zu seh’n, woran man endlich sei.

Doch als er so das Kind beschaut,
Da wird’s ihm wunderlich zumute,
Ihm ist’s, als regte alles Gute
Sich tief im Herzen wieder laut.

Und in des Kindleins Augen sieht,
Im Lichte von Millionen Sternen,
Er nach äonenweiten Fernen,
Anbetend sinkt er auf die Knie!

Und beuget still das graue Haupt,
Gibt sich dem Weihnachstswunder hin,
Und denkt mit tief ergriff’nem Sinn:
„Selig, wer an den Heiland glaubt!“



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