Im Buche Kohelet (Prediger oder Ecclesiastes) heißt es mit Recht, daß alles seine Stunde habe und es für jedes Vorhaben unter dem Himmel eine Zeit gebe. Diese biblische Weisheit hat der Verfasser dieser Zeilen nun gleichsam als Inspiration genommen und ihn bestimmt, ein Psychogramm zu entwerfen, das er der induktiven Methode gemäß am Beispiel einer persona in concreto entwickeln wird, um anhand jener einzelnen Person zuletzt zum allgemeinen Typus, ja dem Gattungsbegriff des Afterweisen oder Pseudointellektuellen fortzuschreiten. Ehe wir nun darangehen wollen, das Psychogramm des Afterweisen in seiner ganzen Deutlichkeit methodisch zu entwickeln, möchte der Verfasser dieser unserer Betrachtungen noch das Urteil zweier französischer Philosophen folgen lassen, die sehr gut erkannt haben, wes Geistes Kind der Afterweise ist. Das erste Zitat entstammt den „Pensées“ des französischen Philosophen Blaise Pascal (Fragment Numero 117 nach Sellier), das zweite den „Essais“ des französischen Philosophen Michel de Montaigne.
„Die Welt beurteilt die Dinge gut, denn sie befindet sich in jener natürlichen Unwissenheit, welche die wahre Wohnstatt des Menschen ist. Die Wissenschaften haben zweierlei Extreme, die einander berühren. Das erste ist die reine, natürliche Unwissenheit, worin sich alle Menschen von Geburt an befinden. Das andere Extrem ist jene Unwissenheit, wohin die großen Seelen gelangen, die, weil sie alles, was die Menschen jemals wissen können, durchwandelt haben, nun endlich finden, daß sie überhaupt nichts wissen und sich in jener selben Unwissenheit wiederfinden, von der sie ausgegangen waren. Aber es handelt sich hier eben um eine weise Unwissenheit, eine Unwissenheit, die sich selbst kennt. Jene zwischen den beiden Extremen, die von der natürlichen Unwissenheit ausgegangen sind und nicht zu jener anderen zu gelangen vermochten, haben einen gewissen Anstrich von jener hinreichenden Weisheit und spielen nun die Klugen. Jene sind es, welche die Weltbegebenheiten stören und überhaupt schlecht urteilen. Das Volk und die Weisen machen den Lauf der Welt aus; jene anderen mißachten ihn und werden ihrerseits mißachtet. Sie urteilen schlecht über alle Dinge, und die Welt urteilt darüber gut.“
„Es gibt eine kindliche Unwissenheit, welche vor der Weisheit kommt; eine andere, gelehrte, die nach der Weisheit kommt. (...) Die Metis (= von grch. meta, ist zwischen), also die Halbweisen, die jene erste Wohnstatt der buchstäblichen Unwissenheit verschmäht haben und nicht vermochten, jene zweite zu erlangen (ihr Hinterteil gleichsam zwischen zwei Stühlen, zwischen denen, wo ich bin, und so vielen anderen), sind gefährlich, albern, ungehörig: sie stören die Weltbegebenheiten.“
Ursache dieser von Kohelet inspirierten „Betrachtungen“ war der Kommentar eines Kritikasters und Philosophasters zu dem Gedichte „Mein Dörfchen in der Heiden“, das der geneigte Leser zum besseren Verständnis des Nachfolgenden gütigst lesen möge und welchem, dem Kritikaster nämlich, wir im fortschreitenden Verlauf unserer Abhandlung einfach das, wie wir meinen, nicht unpassende Phrenonym „Monsignore Microcephalus“ beilegen wollen. Die erste Reaktion von Monsignore auf gedachtes Gedicht lautet also:
„Als Prosaiker wie als Prosaist stört mich hier ein eklatanter Widerspruch innerhalb des Textes: Mal ist vom "Dörfchen" die Rede, mal wird uns eine kleine alte Stadt vorgeführt, mal der Dorfbrunnen, mal die Stadtmauer. Was denn nun? Gerade in unserer traditionellen Kulturlandschaft sind die beiden Siedlungsformen Stadt und Dorf in Struktur und äußerem Bild ganz unterschiedlich gestaltet. Was sie in jüngerer Zeit zumeist einander angeglichen hat - oft zu einem konturlosen Siedlungsbrei - , ist Auswirkung moderner Entwicklung des Verkehrs, der Wohnformen und radikal veränderter Berufswelt. Das aber eignet sich gerade nicht für Verse à la Blaue Blume.
Ich würde hier gar nicht rummosern, wenn nicht die vorangegangenen Kommentare so unkritisch daherkämen. Ist der Mangel des Textes, das Unvereinbare in den Details, sonst keinem aufgefallen? Oder sind wir hier nur, um uns gegenseitig hochzujubeln? Ausnahme: politische Differenzen! Da wird dann umso strenger auf Exaktheit im Sinne von Linientreue geachtet.“
Grundsätzlich ist die Fragestellung legitim und gegen eine sachliche Diskussion dieser Art nichts einzuwenden, wäre sie in Ansehung eines reinen Gegenstandes der Poesie an und für sich nicht gänzlich fehl am Platze! Microcephalus begeht bereits hier den ersten Paralogismus, indem er sich auf seine Eigenschaft als Prosaist beruft, aber einen Gegenstand der Poesie behandeln will! Jeder, der sich nur ein Weniges auf Poesie versteht, wird zugeben, daß Prosa, also Trivialliteratur, und Poesie, insbesondere Lyrik, zwei grundverschiedene Gegenstände meint und daß wir Gegenstände der Poesie deshalb auch vom Standpunkt des Poeten zu beurteilen haben. Das oberste Prinzip aller Poesie aber besteht in der Phantasie und Imaginationskraft, während Microcephalus wissenschaftliche und historische Maßstäbe auch auf die praktische Poesie anzuwenden sucht. Indessen handelt es sich hier weder um ein Geschichtswerk noch um eine Abhandlung zur Siedlungsgeschichte des Landes, sondern eben um Poesie, die weit mehr als auf den bloßen Intellekt auf die Phantasie und das Gefühl des Betrachters wirkt – und diese sind, wie wir im weiteren Verlauf unserer Erörterungen noch sehen werden, im Wesen Microcephalens nur höchst rudimentär vorhanden.
Microcephalus verkennt also das Wesen der Poesie, indem er sie mit rationalen Methoden zu erhellen sucht; dies bewirkt auch, daß er einen im Kontext des Gedichtes vom Standpunkt der Poesie ganz und gar unbedeutenden Gegenstand zur Hauptsache und Kardinalfrage erhebt – nämlich Stadt oder Dorf? Dies entspricht indes auch ganz dem allgemeinen Charakter des Afterweisen, indem er, von falschen Prämissen ausgehend, notwendig auch zu falschen Schlüssen und endlich zu einer falschen Beurteilung gelangen muß, indem er, das Wesen der Poesie verkennend, einen Gegenstand der praktischen Dichtkunst zu einem Gegenstand nüchtern-wissenschaftlicher Betrachtung machen will! Überhaupt ist das Wesen des Afterweisen solcherart beschaffen, daß er nicht allein zumeist von falschen Prämissen ausgeht, sondern als geborener Mikrologe sich auch nur auf kleinliche Gegenstände versteht, die er nun durch allerlei Trug- und Scheinschlüsse künstlich aufbläht und als das einzig bedeutende und entscheidende Momentum einer Sache vorstellen will! Auch besitzt der Afterweise, der zugleich auch immer Kleingeist ist, einen seltsamen Scharfblick für die Unzulänglichkeiten anderer: mit unermüdlichem Spürsinn sucht er solange an einem Gegenstande herum, bis er einen Punkt findet, an dem er das Garn seiner kleinlichen Kritik anknüpfen kann! Er, der jeglicher Poesie bare, unternimmt es nun mit einer beinahe grotesk anmutenden, dreisten Zuversicht, die Gesetze der Poesie zu ergründen und findet endlich, nach haarkleiner Auseinandersetzung seiner abstrusen Gedanken, die ihm gleichsam zur idée fixe werden, daß sich all dies „für Verse à la Blaue Blume“ nicht wohl eigne! Gut gebrüllt, Löwe!
Auf die Replik einer verständigen Diskussionsteilnehmerin zum selben Gegenstande antwortet Microcephalus:
„***, es geht mir sehr wohl auch um das sachlich Falsche in diesem Beispiel einer drittklassig epigonalen Lyrik. Das habe ich ja gerade oben dargelegt. Eben "die Dörfer, die direkt an Städte grenzen", haben fast nichts mehr mit dem in den Zeilen hier Beschworenen gemein. Gerade weil ich oft und gern in wenig berührten historischen Kleinstädten wie auch in gut konservierten Dörfern in Brandenburg unterwegs bin, stößt mir die falsche Romantik in den Zeilen hier sauer auf.
Aber wie gesagt: Noch mehr stört mich, dass sich hier fast alles nur noch um Marketing dreht und Qualität kaum noch eine Rolle spielt.
Deine (gespielte?) Empörung beeindruckt mich übrigens nicht sehr.“
Deutlich offenbart sich hier bereits, daß es Microcephalen weniger um seine prätendierte Stadt-Dorf-Polemik geht, sondern diese in Wahrheit nur jener Punkt, also gleichsam jener mit hündischem Spürsinn mühsam gesuchte Vorwand ist, an den er sein substanzloses Gewebe an Kritik knüpfen kann, da es ihm in Wahrheit nur um eines geht: um Provokation! Provokation ist das Mittel des Afterweisen, bei anderen Anstoß zu erregen, und unbeschreibliche Ignoranz und Hybris die Art und Weise, mit der er jenen begegnet. Da der Afterweise in Wahrheit nur sich selbst bejaht, alle anderen aber negiert und nur gleichsam als Objekte betrachtet, die sich seiner ausschließlich subjektiven Meinung zu subordinieren haben, läßt er auch keine andere Meinung gelten als seine eigene: nicht mit sachlicher Kritik, die auch die andere Auffassung gelten läßt, sondern mit subtilen Beleidigungen und einer Diktion, die in peremptorischer Weise Argumente und wahren dialektischen Scharfsinn usurpiert, schiebt er seinem Urteil lediglich den jämmerlichen Imperativ seiner subjektiven Meinung unter, der in der bloßen Negation alles Übrigen besteht und der die Armseligkeit seiner ganzen Geisteshaltung kompensieren soll!
Kam der erste Kommentar von Microcephalus noch hinlänglich objektiv daher und kann man – wie bemerkt – mit viel gutem Willen eventualiter über eine Stadt-Dorf-Frage diskutieren, so präsentiert man sich hier schon wesentlich unverblümter, indem man sich nämlich nun herbeiläßt, das gedachte Gedicht mit dem Terminus einer „drittklassig epigonalen Lyrik“ zu belegen, wobei die eigentliche und beabsichtigte Provokation nicht in dem Worte „epigonal“, sondern in dem Worte „drittklassig“ begründet liegt. Mit einer Zuversicht, die an veritablen Realitätsverlust grenzt, wirft sich der Afterweise hier zum Richter auf, der imstande sei, über die Qualität eines Gedichtes zu entscheiden – er, der den Begriff der Poesie ab ovo unter die falsche Prämisse seines intellektuellen Dünkels befaßt und nun zum Thronräuber und Usurpator jenes Richterstuhles wird, der nur dem poeta laureatus eignet: denn, so fragen wir, wie sollte je ein Mensch ein zutreffendes und gültiges Urteil über ein Gedicht treffen können, der selbst noch nie in seinem Leben einen vernünftigen Vers geschrieben hat?
Wie keinem Zweiten ist es dem Afterweisen darum zu tun, andere Menschen und deren Werke abzuqualifizieren, um sich selbst in einem umso glänzenderen Lichte darzustellen: mit einem Worte, es erfüllt sich an ihm das Schriftwort von jenen, so da andere erniedrigen, um sich selbst zu erhöhen . Auch von der genauen Kenntnis von Dörfern ist viel Rühmens und davon, daß die in gedachtem Gedichte beschworene Romantik eine falsche sei: wie denn auch hier, lächerlich genug, der Afterweise glaubt, Romantik nach dem Maßstabe seiner intellektuellen Eitelkeit beurteilen zu können, indem er deren Wesen verkennt: echte Romantik besteht im Setzen der korrespondierenden Begriffe, die als Korrelat der sinnlichen Anschauung zugrunde liegen, und ihr Geschäft ist es, die Phantasie des Betrachters in Oszillation zu versetzen: diese ist nun in des Microcephali Person gänzlich abwesend, sodaß er notwendig zu jenem Urteil seines von seiner eigenen Eitelkeit bestochenen Verstandes kommen muß, daß die Romantik eine falsche sei! Im übrigen sei noch in aller Kürze bemerkt, daß alle übrigen, Microcephalus ausgenommen, gedachtes Gedicht mit billigem und gnädigem Wohlwollen aufgenommen haben!
Auf den obigen Kommentar hin erlaubt der Verfasser sich, Microcephalus als einen „poesiebefreiten Menschen“ zu bezeichnen und gebraucht zu seiner ferneren Kennzeichnung ein Zitat aus dem Torquato Tasso; auch einer Krämerseele zeiht er ihn, da er Nebensächlichkeiten in Ansehung der Poesie zu Kardinalfragen hochstilisiere, worauf er, Microcephalus, ihm folgende Worte spricht:
„***, hier geht’s primär nicht um mich, sondern darum dass du mit Bildern und Begriffen hier ein in sich nicht stimmiges Panorama geschaffen hast. Herausgekommen ist eine Art Disneyland. Das sagt dir einer, der sich in Mitteleuropa auf dem Land einigermaßen auskennt, auch in Österreich.
Eine Poesie, bei der die Details so ins Auge springend nicht zusammenpassen, taugt nichts.“
Natürlich geht es Microcephalus, wie dem Afterweisen überhaupt, gerade um sich selbst, auch wenn er eben das Gegenteil versichert; daß ihn selbst die Bilder wie „eine Art Disneyland“ bedünken, erscheint nur konsequent, da die Poesie stets nur reine Begriffe an die Hand geben kann, und diese erst durch die Phantasie des Lesers und Betrachters zur inneren Anschauung gebracht werden müssen; da die defekte Imaginationskraft begreiflich also jeden Dienst verweigert, kommt Microcephalus nur zu einem Schlusse: nämlich daß die grotesken Bilder, die ihm dadurch entstehen, ihre Ursache in einer falschen Wahl der Begriffe haben müssen! Die Imaginationskraft ist es, die aus den vorgestellten Begriffen Gegenstände der reinen Vorstellung schaffen muß, was uns die Apprehension in der Natur gewöhnlich unmittelbar liefert, und nicht der Intellekt, der nun das freilich Vergebliche und Unmögliche versucht, anstelle der fehlenden Phantasie den schwachen Verstand zu setzen, der nun künstlich sich Vorstellungen schaffen will, die keine innere Einheit haben können, weil keine Phantasie sie zusammenhält: die verschrobenen Hervorbringungen des Intellekts in Ansehung der Poesie wollen nun freilich niemals recht zu den Begriffen passen, und so verwundert es nur wenig, daß das innerste Wesen der Romantik dem Afterweisen auf ewig ein Buch mit sieben Siegeln bleiben muß und anstelle eines romantischen Gemäldes eine bizarre und groteske Barbieworld, gleichsam eine Parodie, tritt!
Als ein Mikrolog a priori klebt der Afterweise konsequenterweise immer sehr am Buchstaben: dies rührt daher, weil ihm die fehlende Imaginationskraft keine innere Anschauung der gegebenen Begriffe liefern will, und er, anstatt auf eben diesen Mangel zu schließen, den Fehler nun beim Dichter sucht und vielmehr schließt, daß dieser „nicht stimmige Bilder und Begriffe“ liefere. Nun liefert der Dichter aber ohnehin niemals fertige Bilder, sondern immer nur Begriffe, welche der Leser durch die Kraft der Imagination erst zu Bildern transformieren muß! Mit anderen Worten: Microcephalus behandelt, nach Art aller Afterweisen, ein Gedicht gleich einem Rechenexempel und will einen glauben machen, wenn man im Titel anstatt von Dörfchen Städtchen setzte, aus Dorfkrug Stadtkrug machte und aus dem Markte einen Stadtplatz, wäre das Problem des von ihm postulierten, „eklatanten Widerspruchs“ schlechterdings gelöst. Es ist jedoch ein Paralogismus zu glauben, daß man nur durch das Ersetzen reiner Definitionsbegriffe plötzlich zu einer lebendigeren und korrekteren Anschauung der Begriffe überhaupt gelangen könnte!
Denn ebenso, wie der Dichter aus den Gegenständen der inneren Anschauung Begriffe formen muß, die ein Korrelat ebendieser Anschauung sind, muß der Leser umgekehrt die Begriffe zur inneren Anschauung werden lassen: da denn beim Afterweisen jegliche Phantasie abwesend ist, soll ihm nun der Verstand ersetzen, was ihm an Phantasie ermangelt: Begriffe aber durch semantische Modifikationen transparent machen zu wollen, ist nichts weiter als eitel Worteklauberei und heißt, einen Begriff ohne jede Anschauung geben zu wollen; Kant hatte diesbezüglich trefflich erkannt, daß Anschauungen ohne Begriffe blind, Begriffe ohne Anschauungen aber leer sind ; und leer, ja leer müssen die Begriffe eines Gedichtes notwendig bleiben, kommt die Phantasie ihnen nicht zu Hilfe, Bilder der inneren Anschauung zu formen!
In Wahrheit aber geht es dem Afterweisen gar nicht um diesen vermeintlichen Widerspruch, da er ihn ja nur als Vorwand gebraucht, um endlich zu seiner eigentlichen Absicht zu gelangen: jener Absicht nämlich, mit dem Werke auch zugleich dessen Urheber herabzuwürdigen! Erkennend, daß es dazu bedürfe, vom Werk auf dessen Verfasser zu schließen, wechselt er plötzlich abrupt den Gegenstand seiner bisherigen Kritik und nimmt auf einen Aufsatz Bezug, den der Verfasser vor fast zwanzig Jahren in einer Buntschrift veröffentlicht hatte und äußert sich diesbezüglich in folgender Weise:
„Tipp: Besucht mal die Website von ***. Besonders lohnend seine Aufsätze, z.B. Über den rechten Umgang mit Frauenzimmern.
Da finden sich herrliche Sachen, z.B.: So ist etwa eine Frau, die tugendhaft und sittsam, welche unter ganz gewissen Umständen aber auch jegliche Scham abzulegen und sich ihrem Manne voll und ganz hinzugeben versteht, der höchsten Ehren würdig.
Oder: Man bedenke also, daß die Frau sehr wohl der nötigen Zucht und Ordnung bedarf; es hat sich allezeit schon als falsch erwiesen – welchen Gegenstand dies auch immer betreffen mag – die Zügel ganz und gar aus der Hand zu legen.
Man kann noch über viele andere Themen bei ihm Interessantes finden. Bei meinem gestrigen Kommentar kannte ich ***s geistigen Hintergrund noch nicht. Ich habe ihn jedoch aufgrund seines Textes ein wenig gewittert. Seltsam, dass eben jenen, die sich sonst so viel auf ihre eigene zeitgemäße Progressivität, Liberalität usw. zugutehalten, nichts aufgefallen ist.“
Den Umstand ausgenommen, daß er, gleich einem verzweifelten Spiegelfechter, der erkennt, daß er seinem Ziel trotz aller bisherigen Anstrengungen nicht näher kommt, plötzlich einen Ausfall unternimmt, der mit dem eigentlichen Diskussionsgegenstand, dem Gedicht nämlich, in keinerlei Zusammenhang steht, fällt vor allen Dingen der sublime Agitationscharakter auf, den Microcephalus, ganz seinen Absichten gemäß, gerne namentlich in die letzten Zeilen seiner Kommentare einfließen läßt, um etwaige Diskutanten auf seine Seite zu ziehen. Dies äußert sich nun, wie wir leicht einsehen werden, gewöhnlich folgendermaßen, daß er fast schematisch zunächst an die übrigen Diskussionsteilnehmer appelliert, ihre Urteilsfähigkeit durch stereotype Phrasen wie „ist denn keinem aufgefallen“ oder „hat denn niemand bemerkt“ usw. in Frage stellt und damit die Urteilskraft der übrigen zu seinen Gunsten zu manipulieren hofft, was, wie die Erfahrung des praktischen Lebens zeigt, bei nicht wenigen leider auch nur zu gut funktioniert, weil viele eben kein festes und beständiges Vertrauen in ihre eigene Urteilsfähigkeit haben. Pech nur, wenn, wie in unserm konkreten Falle, der Afterweise an eine Person gerät, welche sich selber Urteile zu bilden versteht, nämlich jene verständige Dame, die wir im Obigen schon einmal erwähnt hatten und welche, anstatt auf des Microcephali Absicht einzugehen, nun vielmehr dessen eigene Geisteshaltung in Frage stellt und worauf dieser folgendermaßen reagiert:
„***, zu deinem Schlusssatz: Eher läge doch eine Diskussion zwischen dir und diesem Mohammed von *** nahe. Willst du nicht lieber selbst mit ihm über Frauenrechte und Frauennatur disputieren? Ich bin da nicht so firm.
Für dein Poesiealbum noch ein paar Zitate von *** über Frauen an sich:
So wissen wir inzwischen zum Beispiel, daß die Frauen Intrigantinnen ganz ohnegleichen sein können.
Wir wissen das? Nicht dass ich wüsste. - Oder:
Wir haben weiter oben schon über die Flatterhaftigkeit der Frau gesprochen und derselben den ihr gebührenden Rang angewiesen ...
Aber *** weiß Rat:
Gewiß ist es höchst verwerflich, körperliche Züchtigung an einer Frau zu üben; davor aber hüte man sich, sich mit falscher Ritterlichkeit zu gürten! ... Es ist – so sehr man indessen bestrebt sein sollte, dergleichen zu vermeiden – eine fälschliche Annahme, daß körperliche Züchtigung gar keine Bürgerrechte im Reich der Erziehung für das Leben genösse.
Und gleich danach spricht er über die engstirnige und kleingeistige Paragraphenreiterei unserer Kodexbücher und vom rechten Ehrbegriff, der schon mal den Ausschlag gibt.
Tja, ich fürchte, der meint das ernst. Pass also gut auf dich auf, ***.
Zu seinen Gunsten sei gesagt: Er ist hier mit offenem Visier erschienen. Aber ihr - der treffliche *** war auch wieder dabei - habt euch nicht die Mühe gemacht, genau hinzuschauen, was an Erzreaktionärem hinter seiner pseudoromantischen Kulissenschieberei steckt und seinen anachronistisch-blutleeren Imitationen respektvoll Beifall gezollt.
Er hat noch viele andere Themen: z.B. Wahlen, politische Parteien, Bildung. Erste Kostproben machen mich neugierig auf mehr.“
Nun ist Microcephalus so recht in seinem Elemente: in seiner intellektuellen Eitelkeit gekränkt, da jene Dame ihm in seiner Polemik gegen die Person des Verfassers nicht beitritt, wirft er in beinahe blinder Wut mit Zitaten aus dem obenerwähnten Aufsatz über Frauen um sich – und zwar in wohlberechneter Absicht mit aus dem Kontext gerissenen, einzelnen Phrasen und Sentenzen, um die Dame wider den Verfasser aufzubringen.
Überhaupt zeigt sich uns hier eine der hervorstechendsten Charakereigenschaften des Afterweisen, eben daß er, wenn die Kontrolle über die Dinge ihm zu entgleiten drohen, keine Bedenken trägt, irgendwelche Aussagen über Gegenstände, die nicht zur Sache gehören, aus ihrem jeweiligen Zusammenhang zu reißen und sie so nach seinen Absichten zu modeln, daß es seiner eigenen Sache günstig ist. Leider verliert er hier in seiner blinden Wütigkeit, mit der er mit Zitaten des Verfassers um sich wirft, derart die Contenance, daß der blinde Agitations- und Hetzcharakter offensichtlich wird!
Bereits im ersten Satze fordert er die Dame in seiner Emotionalität, die ihm hier leider sehr im Wege steht, gleichsam zu einer Diskussion mit „diesem Mohammed“ – mit dem Verfasser nämlich – auf. Nicht nur, daß er damit den Namen des Propheten als Synonym für einen Misogyn mißbraucht, unternimmt er es nun anhand der von ihm aus dem Zusammenhang gerissenen Zitate, einen anderen in wohlberechneter Absicht als Weiberfeind abzuqualifizieren. Der Verfasser will, da dies den Rahmen unserer Untersuchung sprengen würde, zu jenem Aufsatz, der die Aufmerksamkeit Microcephalens in einem so bemerkenswerten Ausmaß geweckt hatte, nur so viel bemerken: primo, daß dieser fast zwanzig Jahre alt ist, sein Verfasser jedoch im vollen Umfange zu seinen damaligen Ansichten steht, so wie er für alles einsteht, was er in der Vergangenheit gesagt oder getan hat; daß er secundo tatsächlich ein eher traditionelles Rollenbild der Geschlechter vertritt, woraus er keinen Hehl macht, aber überdies jeden Menschen in höchstem Grade ästimiert, der hierzu eine andere Auffassung hat: wie es eben im allgemeinen nicht um verschiedene Ansichten, Meinungen, Auffassungen, Überzeugungen per se geht, sondern eben darum, daß wir diese auch mit der gehörigen Achtung und Respekt behandeln, auch wenn wir persönlich nicht damit konform gehen, ja diese den unseren vielleicht sogar diametral entgegen sind. Da, wie bereits bemerkt, dem Afterweisen stets nur die eigene Meinung heilig ist, sucht er nun alle, die dem Gedicht des Verfassers Billigkeit haben widerfahren lassen, als naiv und töricht vorzustellen: daß sie auf einen Weiberfeind und gefährlichen Reaktionären hereingefallen wären, der ihnen mit pseudoromantischen Versen die Augen verblendet habe! An dieser Stelle nennt unser Kritikaster den Namen eines Diskussionsteilnehmers, der sich bisher noch mit keiner Silbe zu gedachtem Gedichte geäußert hatte, sondern lediglich einen der Poesie des Verfassers nicht ungünstigen Kommentar zu einem anderen Gedichte gegeben hatte, das dieser vor über einem Jahr im selben Forum veröffentlicht hatte!
Microcephalus läßt sogar gelten, daß der Verfasser „mit offenem Visier“ aufgetreten sei! Hier zeigt sich ein anderer, dem Afterweisen eigener Charakterzug: da sein Wesen nicht dem einfachen und unverfälschten Zug unserer (menschlichen) Vernunft folgt, muß sich seine wahre Gesinnung stets hinter einer Maskerade, gewebt aus Verschlagenheit, Schläue, Opportunismus und was dergleichen mehr ist, verbergen und kann er deshalb auch seine Verwunderung nur schlecht verhehlen, wenn nun jemand offen und aufrichtig seine Überzeugung vertritt, auch wenn diese der allgemeinen Ansicht zuwiderläuft und er damit Gefahr läuft, die Mißachtung und Indignation hunderter anderer auf sich zu häufen! Damit liegt der einzige, aber leider oftmals höchst wirkungsvolle Kunstgriff des Afterweisen gleichsam in nuce vor uns: daß er immer und überall versucht, Gesinnungen, die seiner eigenen widersprechen, als diskriminierend und rassistisch motiviert darzustellen, um seinen Gegnern, einmal mittelbar, ein andermal unmittelbar, ihre Affinität mit dem unseligen nationalsozialistischen Elemente unterzuschieben, dessen Traumata unsere Gesellschaft noch immer nicht verarbeitet hat und die deshalb so empfänglich für solche Argumentationen ist, und mögen sie auch noch so sehr an den Haaren herbeigezogen sein! Dieser einzige, so simple Kunstgriff sichert dem Afterweisen leider auch noch heute sehr oft das moralische Übergewicht über manchen Vernünftigen, der seine Urteile unabhängig von derartigen Paradigmen zu treffen weiß.
Eine solch Vernünftige scheint denn auch unsere verständige Dame von vorhin zu sein, die, unbeeindruckt vom tendenziösen Imponiergehabe Microcephalens, diesem abermals eine gehörige Abfuhr erteilt und versichert, daß es keineswegs ihrer Art entspräche, Diskussionen über Dinge zu führen, die nicht Gegenstand dieses Forums seien, und daß eben genau letzteres eine Spezialität seiner, Microcephalens, sei! Ferner erteilt sie ihm noch eine Lehre über korrekte Zitation, versichert, daß sie sich durch Vorstellungen der nämlichen Art nicht provozieren ließe und frägt, ob er, Microcephalus, seine Zeit nicht besser anzuwenden wüßte als mit der Analyse einer Lektüre, die ihm doch so offensichtlich mißfalle.
Daraufhin aber meldet sich zunächst einmal jener oben erwähnte, von Microcephalus ganz und gar unmotiviert in den Gegenstand gezogene Diskussionsteilnehmer zu Wort, der zu wissen begehrt, was er denn nun eigentlich mit dieser Sache zu schaffen habe, woraufhin Microcephalus ohne jeden weiteren Kommentar eben dieselben Worte zitiert, die jener vor über einem Jahre zu einem von unserem ganz verschiedenen Gedichte geäußert hatte. Dann fährt er in Bezug auf die verständige Dame fort:
„*** am 6.4.16 zu "Am Mühlenanger":
Hallo ***, diese schöne Reminiszenz an die verklärte, heile Welt der Romantik erschafft umgehend Bilder im Kopf! *** bedankt sich dann artig für die "Apologie".
***, du irrst: Auch die vorigen Zitate waren wörtlich aus demselben Aufsatz übernommen.
Und wer verbirgt sich deiner Meinung nach hinter "Tucholsky" bei amazon? Sag es uns doch, du hast meine Neugierde geweckt. Und wer ist Pùca Harvey? Keine Ahnung. Ich informiere mich mal.
Klar, dass dir die Geschichte jetzt peinlich ist. Wie kann man als Autorin auf einen hereinfallen, der von schreibenden Frauen diese Meinung hat, öffentlich einsehbar auf der Website im Aufsatz "Von der Verantwortung des Schriftstellers":
Es wurde einmal irgendwo gesagt, man solle immerhin die Frauen fein schreiben lassen, und wenn sie schon nichts Vernünftiges zustande brächten, so fügten sie wenigstens mit ihrer Schreiberei auch niemandem Schaden zu. Lange hat es auch darnach ausgesehen; mit mancherlei anderen Verderbtheiten aber hat uns die neuere Zeit auch das verstärkte Aufkeimen einer feministischen Literatur mit beschert, und unter dieser befinden sich nun vorzüglich einige ganz fatale Unanständigkeiten, auf welche wir in einem anderen Kapitel über die Frauen [7] schon ein bißchen eingegangen sind.
Einer von *** zentralen Begriffen in diesen Aufsätzen ist "Überliberalisierung". Und diesen Braten, meine ich, hätte man mit einem Minimum von Kritikfähigkeit oder - willigkeit aus seinen Gedichten herausriechen können. Insofern sind wir nach wie vor eben doch beim Thread zu "Mein Dörfchen auf der Heiden".“
Hier beginnt Microcephalus, wie jeder Afterweise früher oder später, dem man in nichts nachgibt, sich immer mehr in Kontradiktionen zu verwickeln – Kontradiktionen, welche er doch anfänglich dem Gedichte des Verfassers unterzuschieben bestrebt war! Den Kommentar des erwähnten Diskutanten mitsamt Publikationsdatum (wobei er um ein ganzes Jahr abirrt) und dem Titel jenes Gedichtes, auf das sich der Kommentar bezog, als Antwort auf die Frage zu geben, was denn nun er, der Diskussionsteilnehmer, mit dem konkreten Gegenstande – eben dem Gedichte „Mein Dörfchen in der Heiden“ – zu tun habe, ist eigentlich ein Widerspruch per se. Dies ist so offensichtlich, daß es sogar Microcephalus selbst auffallen muß: nur ist das Wesen des Afterweisen, wie wir bereits bemerkten, um kein Mittel verlegen, wenn es darum geht, die Position seines verschrobenen Urteils zu verteidigen und Hindernisse, die seinem voreingenommenen Standpunkt im Wege sind, zu beseitigen. Da sein dialektisches Scheingebäude, das nur aus Trug- und Fehlschlüssen aufgebaut ist, begreiflich immer mehr zu wanken beginnt, erfindet er nun die aberwitzigsten Paralogismen, um seine aufgestellten Behauptungen zu rechtfertigen: in seiner Spiegelfechterei greift er nun abermals zu einer Finte und versucht nun, das Urteil jener verständigen Dame ad absurdum zu führen und damit zugleich des Verfassers Werk und Gesinnung zu falsifizieren, indem er ihrem vermeintlich bestochenen Urteil den Umstand der Scham unterzuschieben sucht, daß sie auf einen solchen Blender, wie der Verfasser ist, hereingefallen sei! Um seine abstruse Theorie durch ein Exempel zu bestätigen, führt er sogleich noch ein Zitat aus einem noch älteren Aufsatz an – natürlich aus dem Kontext gerissen und ebenfalls mit Bezug auf die Frauen!
Dabei offenbart sich uns ein weiterer Kunstgriff des Afterweisen: jener nämlich, Gegenstände in wohlberechneter Absicht zu generalisieren. Aus dem Kontext gerissene Dinge nämlich lassen immer offen, in welchem Zusammenhang sie ursprünglich gemeint waren und erwecken nun, als für sich stehend, den Anschein, als handele es sich dabei um einen Lehrsatz oder ein Theorem, welches allgemeingültig wäre! Wenn der Verfasser daher, was er gerne zugibt, manch kritisches Wort über Frauen geäußert hat, so hat er damit nichts anderes getan, als irgendeinen beliebigen Gegenstand der Kritik zu unterwerfen, was doch von uns allen überall und jederzeit geschieht: der Afterweise aber will durch seinen Kunstgriff gerade das beweisen, daß der Verfasser alle Frauen über einen Leisten schlagen, er alle Frauen in gleicher Weise geringschätzen würde; am Erwecken dieses Eindruckes ist ihm in der konkreten Situation gerade deshalb so sehr gelegen, weil seine hartnäckigste Disputantin eine Frau ist: gelingt es ihm ergo, den Verfasser in ihrer Meinung herabzuwürdigen, glaubt er auch zugleich sein ruchloses Spiel gewonnen!
In Wahrheit entwürdigt sich der Afterweise nur selbst, indem er andere zu entwürdigen sucht: die Würde der Frau per se bleibt ohnedies unangetastet, welche Auffassung ein Einzelner diesbezüglich auch immer vertreten mag, und das beste Beispiel dazu gibt unsere Diskussionsteilnehmerin selbst, indem sie um das Bewußtsein ihres eigenen Wertes weiß und sich von den Paralogismen Microcephalens nicht irreführen läßt: eben dieses ist wahres Selbstbewußtsein, und gerade dieses, Selbstbewußtsein, fehlt dem Afterweisen, dem es immer sehr um den Beifall und die Zustimmung anderer zu tun ist, da er davon ja sein künstlich aufgeblähtes Ego ernährt, das mit wahrem Selbstbewußtsein nun gar nichts zu schaffen hat! So ist der Afterweise denn auch nur unter seinesgleichen stark: sobald er sich alleine weiß, sinkt ihm der Mut, und feige geht seine höchst profane Meinung, die er gewöhnlich zur Afterweisheit aufbläht, in der Masse unter, deren intellektuell sublimerer Ausfluß seine Afterweisheit ist!
Um seiner Afterweisheit die Krone aufzusetzen, setzt er zuletzt noch den Trugschluß, daß man all dies von ihm Zitierte der Aufsätze des Verfassers, ergo des Autors wahre Gesinnung – wäre man nur so scharfblickend gewesen wie er – aus gedachtem Gedichte hätte extrapolieren können! Nur er alleine hat gleichsam den Wolf im Schafspelz erkannt, den bösen Wolf, der durch seine pseudoromantischen Verse es verstanden hätte, das Vertrauen des Publikums zu erschleichen und nun versuche, ihm unter dem Deckmantel der Poesie seine erzreaktionären Gesinnungen unterzuschieben. All dies stünde also mittelbar auch in des Verfassers Gedicht, folgert er, der Afterweise, und deshalb wäre all dies – jenes Einwandes der verständigen Diskussionsteilnehmerin ungeachtet – eben doch Gegenstand des Gedichtes!
Auch hier wird das ganze Unvermögen des Afterweisen manifest, sich mit Phantasie einer Sache hinzugeben und frei von jedem vorgefaßten Gedanken auf sich wirken zu lassen: denn überall, mit geradezu hündischem Spürsinn, sucht er nach Gesinnungen, sucht er nach Motiven, sucht er nach Bestätigung – und zwar vor allem nach Bestätigung seiner selbst! Findet er diese Bestätigung nicht, so beginnt er zu suchen – einen Punkt zu suchen, an dem er das Garn seiner ganzen erbärmlichen Philosophasterei anknüpfen kann, und das ganze Spiel, das bis hierhin gegangen, beginnt nun wieder von vorne; der Endzweck seiner ganzen Philosophasterei ist dem Afterweisen indes immer derselbe: Bejahung seiner selbst und Verneinung aller übrigen, die nicht seines Geistes sind!
Unsere verständige Dame zeigt nun endgültig, daß sie auf die Afterweisheit Microcephalens nichts gibt und macht eine Bemerkung, die ich aufgrund ihrer unbedingten Wahrheit und Richtigkeit, mit der Hoffnung auf Billigung, wörtlich hierhersetzen will:
„Du verstehst es wahrscheinlich deshalb noch immer nicht, weil in deiner kleinen Welt niemand lebt, der ein fremdes Gedicht liest, mag und dies spontan zum Ausdruck bringt, ohne sich für den Verfasser zu interessieren.“
Genau eben das ist es, was dem Afterweisen in Wahrheit fehlt und was ihm, in Unkenntnis der Ursache, tiefinnerlich auch schmerzlich fühlbar wird. Es fehlt ihm jenes Urvertrauen, sich in naiver und kindlicher Unschuld einer Sache ganz und gar hinzugeben und, in dieser aufgehend, die Welt um sich herum zu vergessen! Der Afterweise, so sehr wir ihn hier zum Gegenstand unserer Kritik machen, ist also in Wahrheit unserer Barmherzigkeit würdig, weil ihm, in einem höhern Sinne, eben genau das fehlt, was es bedarf, Gefühle der vollkommenen Hingabe, die ja zuletzt nur ein Ausfluß reiner Zuneigung und Liebe sind, in seinem Herzen zu nähren.
Die Verfasserin bringt weiter zum Ausdruck, daß sie das Gedicht des Verfassers noch immer „mag“ (welches dieser als einen sehr poetischen Ausdruck findet, etwa, wie wenn man zu jemandem sagte, „du, ich mag dich“) und rügt Microcephalen über das Inkonsequente seiner mißglückten Beweisführungen, indem er willkürlich mit irgendwelchen Zitaten und Verweisen um sich werfe (wie ein toller Oran-Utan [Anm. des Verfassers]). Es folgt eine Belehrung über korrekte Zitation. Daraufhin meint Microcephalus:
„*** gibt sich unwissender als sie vermutlich sein dürfte.
Halten wir fest: Ausgangspunkt hier waren Widersprüche im Gedicht selbst (Dörfchen oder befestigte kleine Stadt). Daraufhin habe ich die Website des Verfassers besucht und den geistigen Hintergrund des in sich widersprüchlichen Heile-Welt-Gedichts aufgedeckt. Die von mir beigebrachten Zitate stehen also im inneren Zusammenhang mit der Diskussion des Gedichts.
*** rückt auch nicht mit der Sprache raus, was sie denn mit der "Tucholsky-amazon"-Andeutung meinte. Ich gehe der Sache mal selbst nach.“
Da Microcephalus wie alle Afterweisen, wenn man hartnäckig bleibt und sich von ihnen nicht in die Defensive drängen läßt, in eine Diallele gerät, kehrt er, wenig überraschend, unverrichteter Dinge und nicht ohne Not wieder zum Ausgangspunkt zurück. Nun rekurriert er auch wieder auf seine ursprüngliche Stadt-Dorf-Polemik, deren Widerspruch ihn bewogen habe, Recherchen in Hinblick auf den Verfasser des Gedichtes zu betreiben, obwohl zur Lösung dieser Frage keineswegs die Person des Verfassers als Gegenstand der Betrachtung notwendig gewesen wäre, da es sich hier, wie bekannt, um eine rein semantische Frage handelt, zu deren Beantwortung sowohl der Verfasser als auch dessen „geistiger Hintergrund“ ganz und gar belanglos sind und jede Enzyklopädie größeren Aufschluß bietet als die Webseite des Verfassers.
Um auch auf diese Frage einzugehen: gibt es im ganzen Abendlande zum Teil wunderschöne Kirchenburgen- oder Wehrkirchenanlagen, welche sich zum Teil am ausgesprochenen Lande befinden und der Landbevölkerung in Zeiten der Unruhe als Zufluchtsort dienten. Diese Anlagen verfügen zum Teil über beträchtliche Mauern, Tore und Türme, und an die Rudera solcher hat der Verfasser wohl gedacht, als er vom Stadtgemäuer sprach, das er, um sich vor kleinlicher Kritik zu schützen, wohl besser hätte Burggemäuer nennen sollen. Indes hält dieser es hier mit des Pilati Worten, der zu den Juden meinte, als sie begehrten, man solle die Inschrift am Kreuze Christi (INRI) ändern: „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben!“
Microcephalus behauptet im wesentlichen, zur Beantwortung des von ihm geäußerten Widerspruches wäre der Besuch der Webseite des Verfassers nötig gewesen, woraufhin er des Verfassers „geistigen Hintergrund des in sich widersprüchlichen Heile-Welt-Gedichtes“ aufgedeckt habe. Und darum nämlich ist es dem Afterweisen vorzugsweise zu tun: denn wie wir gleich sehen werden, ist dem Afterweisen nichts verhaßter als eine heile Welt, und er, der Afterweise selbst, ein wesentlicher Grund dafür, weshalb wir nichts zu besorgen haben, daß es diese heile Welt auch tatsächlich jemals geben wird!
Da die verständige Dame – deren vorzügliche Absicht es keineswegs war, den Verfasser zu verteidigen, sondern die nur ihrer eigenen Überzeugung gefolgt und bestrebt war, den Gegenstand objektiv und ohne jegliches Ressentiment zu behandeln – so viel Courage gezeigt hatte, einem Afterweisen öffentlich zu widersprechen, welches im gewöhnlichen Leben leider viel zu selten geschieht, hielt dieser es für seine Pflicht, der Dame seinen Dank abzustatten – nicht etwa, weil sie zu seinen Gunsten gesprochen hatte, sondern vorzüglich deshalb, weil, wenn es mehr solche Menschen gäbe wie sie, sich wohl eine wesentlich geringere Anzahl Personen von den Afterweisen und ihren dreisten und pseudointellektuellen Halbweisheiten, mit der sie vor den gewöhnlichen Leuten auftreten, beeindrucken ließe! Die Afterweisen nämlich sind es, die vermöge ihres intellektuellen Narzißmus’ und ihrer Selbstverliebtheit viele der übrigen einschüchtern, deren Bewußtsein noch nicht zu wahrem Selbstbewußtsein erwacht ist und die es deshalb häufig nicht wagen, denselben zu widersprechen und offen entgegenzutreten. Der Verfasser dankt also höflich für seine Schuldigkeit und versichert, daß er keineswegs so arg wäre als vom Kritikaster dargestellt, woraufhin nicht die Dame, an die er sich vorzugsweise gewandt, sondern Microcephalus selbst, den er mit keiner Silbe gemeint hatte, der sich aber gleichwohl angesprochen fühlt, sich zu Wort meldet und Folgendes zur Antwort gibt:
„***, am Tag nach Nizza fehlen mir Kraft und Lust, mich mit deinem christkatholischen Fundamentalismus zu beschäftigen. Dazu ist er mir jetzt einige Nummern zu klein.“
Microcephalus spricht mit dem „Tag nach Nizza“ jenen in der Tat traurigen Anschlag an, bei dem ein Amokfahrer im französischen Nizza in eine Menschenmenge raste! Und Microcephalus hat recht: angesichts solch trauriger Tatsachen relativiert sich die Bedeutung vieler Dinge, und gewiß tut man besser daran, Reflexionen über die mannigfachen Leiden unserer Welt anzustellen anstatt eine Polemik um des Kaisers Bart (Dorf oder Stadt) zu führen! Weshalb jedoch, wenn dies ernst gemeint war, gibt er dann eben genau diese Antwort auf einen Kommentar, der primär gar nicht an ihn gerichtet war? Warum hat er, wenn ihm angeblich „Kraft und Lust“ fehlen, sich mit des Verfassers „christkatholischem Fundamentalismus“ zu beschäftigen, zuletzt doch wieder die Kraft und die Lust, uns alle wissen zu lassen, daß ihm Kraft und Lust fehlen, sich mit des Verfassers christkatholischem Fundamentalismus zu beschäftigen?
Die Antwort liegt darin begründet, daß die von den Afterweisen so häufig für sich in Anspruch genommene Humanität und die damit verbundene Empathie hinsichtlich der Geschicke anderer in Wahrheit nichts weiter als bloße Indifferenz ist. Das Opportune ihrer Absichten bestimmt sie, Werte der Menschlichkeit vorzuschieben, während sie in Wahrheit nichts anderes als ihre eigenen Interessen und Zwecke verfolgen, die sie nach außen hinter einer erheuchelten Humanität verbergen. Darum ist es dem Afterweisen auch so wichtig, in der Ästimation der Gesellschaft zu stehen: er tut sich nicht genug damit, viel und salbungsvoll über Humanität, Menschlichkeit und Toleranz zu reden, solange von ihm nicht mehr als schöne Worte gefordert werden. Deshalb ist es dem Afterweisen auch so wichtig, unermüdlich darauf hinzuweisen, daß man aus der Geschichte lernen solle, deshalb räsoniert er mit Vorliebe von Dingen wie Rassismus, Intoleranz, Diskriminierung und Ähnlichem, und zwar möglichst so, daß möglichst viele es hören und möglichst viele einen vorteilhaften Begriff von seiner Philanthropie bekommen! Wozu aber der vielen salbungsvollen Worte? Kann man seine Überzeugungen nicht, wenn es denn wahre sind, einfach leben, ohne stets in alle Welt hinauszuposaunen, welch aufgeklärter Mensch man sei – und könnte man nicht in derselben Überzeugung der Opfer von Nizza gedenken, ohne einem anderen Menschen zu sagen, dessen „christkatholischer Fundamentalismus“ sei angesichts dessen ein paar Nummern zu klein?
Die Wahrheit ist die oben begründete: für Microcephalus ist die Tragik der erwähnten Missetat wieder nur bloßes Mittel zum Zweck, um die Geisteshaltung eines anderen Menschen zu schwärzen; denn wäre es ihm wahrhaft ernst mit seiner Behauptung gewesen, wäre er in sich gegangen und hätte nicht Antwort auf einen Artikel gegeben, der gar nicht an ihn gerichtet war; oder er hätte, von einem neutralen und objektiven Standpunkte, die Tragik des Vorfalles in ein rechtes Verhältnis zur relativen Bedeutungslosigkeit dieser Polemik gesetzt und damit die wahre Relativität aller Bedeutung zum Ausdruck gebracht. Allein die Termini, die eines anderen Geisteshaltung zum „christkatholischen Fundamentalismus“ stempeln und dieser ihm „jetzt einige Nummern zu klein“ sei, lassen auf eine ganz andere Absicht schließen: denn anstatt, wie billig, zu sagen, daß eine solche Polemik in Bezug auf die Bedeutung des tragischen Vorfalles zu klein sei, was objektive Stringenz bewiesen hätte, setzt er nicht die Polemik an und für sich, sondern die Geisteshaltung des Verfassers, den er provokativ als „christkatholischen Fundamentalismus“ bezeichnet, nicht einmal ins Verhältnis zur geschehenen Tat, sondern schreibt wörtlich: „mir jetzt einige Nummern zu klein!“ Daraus folgt konsequenterweise, daß er eines anderen Gesinnung in Wahrheit in Beziehung zu sich selbst setzt und die daraus resultierende Konklusio wieder dieselbe sein muß: Bejahung seiner selbst und Verneinung aller übrigen, die nicht seines Geistes sind: die Bekenntnisse des Afterweisen zu Werten der Menschlichkeit sind daher nur Indifferenz und gründen sich nicht auf wahre Menschliebe, die allein der Ursprung und Quell aller echten humanitas sein kann!
Noch einer zweiter Umstand tritt hinzu, der allen Afterweisen gemein ist: sie alle sind eingeschworene Feinde jeglicher Religion und Tradition, weshalb sie sich auch sehr viel zugute tun, bei allerlei Gelegenheit darauf hinzuweisen, wieviel Schaden Religionen im Verlauf der Menschheitsgeschichte schon gestiftet hätten und wie überholt alle Tradition wäre: weshalb bei ihnen auch allenthalben ein unbedingter Fortschrittsglaube und Atheismus regiert, der anstatt von Religion und Tradition die Aufklärung setzt, und zwar nicht die klassische, sondern die moderne: nicht etwa, daß es an und für sich schimpflich wäre, ein Atheist oder Fortschrittsgläubiger zu sein, denn gerade hinsichtlich dieses Punktes ist es des Menschen erste Freiheit zu glauben, was und woran er will – solange er, wie bei allen übrigen Dingen, des anderen Standpunkt respektiert und mit Achtung behandelt. Gerade dies aber widerspricht dem Wesen des Afterweisen: und so macht er denn die traditionelle Religion bei allerlei Gelegenheit verdächtig, und zwar vorzüglich, weil sowohl Religionen als auch Traditionen seinem Egoismus im Wege stehen: denn Religion, und die christliche zumal, fordert das Einhalten von Geboten, und Traditionen wiederum sind historisch gewachsene Sitten und Gebräuche, die sich gleicherweise in bestimmten Regeln des allgemeinen Verhaltens und der gesellschaftlichen Ordnung äußern, die, wenn sie auch keinen rechtlichen Anspruch haben, doch von Menschen mit Anstand respektiert und gehalten werden. Gerade dies aber ist dem Afterweisen verhaßt: daher auch seine Abneigung gegen eine idealisierte Welt, die er nun in einem höchst pejorativen Sinne als das Klischee einer „heilen Welt“ abqualifiziert und so allgemein jener Sehnsucht der Menschheit nach einer Welt ohne Leid, wie sie ja auch der christliche Glaube in der Verheißung postuliert, Hohn spricht. Illusion und bloße Chimäre ist für ihn alles, was über die nackte Realität hinausgeht, und der von uns so oft beschworene Mangel an Phantasie und Imaginationskraft ist es, der ihn auch nichts anderes gelten läßt als das, was wir Menschen mit dem Begriff der Realität bezeichnen und ihn jeden schönen Traum und jeden schönen Gedanken, nur weil er im Diesseits nie Gestalt gewinnen kann, mit spöttischer Überlegenheit abtun läßt. Dies ist auch die Ursache, weshalb der Afterweise zugleich auch immer ein apoetischer Mensch ist: da er nichts anderes kennt als unsere Realität und für ihn alle Vorstellungen der Ästhetik, zu denen er nicht fähig ist, notwendig nur Illusion und eitel Chimäre sein müssen, wird ihm auch jede Art von wahrem Glauben zum Hohn, ja am Ende zum Vorwurf seiner eigenen Nichtigkeit: begreiflich deshalb auch sein unbedingtes Leugnen jeglicher Tradition und Religion, deren inhärenter, moralischer Imperativ erst durch die Vorstellung der Möglichkeit Gottes und eines Daseins nach dem Tode eine vernünftige Grundlage erhält und dem er sich keineswegs unterwerfen will! Deshalb ist der Afterweise zumeist auch gleichzeitig ein Leugner Gottes und des Lebens nach dem Tod, da ihm jede forma traditionellen Glaubens verächtlich ist, während er umgekehrt doch zuweilen zu den lächerlichsten Äußerungen des Aberglaubens neigt! All jene Dinge, wie wir sie im Vorhergehenden geschildert, führen uns wieder zu unseren beiden französischen Philosophen zurück, die den Afterweisen als gleichermaßen weit entfernt von der kindlichen Reinheit des Herzens wie von wahrer Weisheit zeigen, und er damit eigentlich zum Gegenstand unseres Erbarmens werden müßte, wenn er dies in der Verblendung seines Herzens bloß erkennen würde!
Nun scheint des Microcephali Polemik offenbar auch dem Moderator des Forums zu verbissen; bestrebt, den Hausfrieden zu wahren, meldet er sich in der Disputation nun erstmals zu Wort und kehrt zum ursprünglichen Gegenstand der Diskussion zurück – zu des Verfassers Gedicht „Mein Dörfchen in der Heiden“. Er äußert sein grundsätzliches Unverständnis über die Kritik Microcephalens und wie die Grenzen, wann von einem Städtchen, wann von einem Dorfe die Rede sei, nicht so einfach definierbar seien und zuweilen eben ineinander übergingen. Wenig überraschend meldet sich Microcephalus gleich wieder zu Wort, um damit eine weitere Eigenschaft des Afterweisen zu bestätigen: er will und muß immer das letzte Wort haben, sonst kann er nicht ruhig schlafen! Jene Art der Rechthaberei, die sich im unbedingten Haben des letzten Wortes äußert, liest sich wie folgt:
„***, eine sorgfältige Analyse des Textes ist das nicht, was du uns jetzt bietest. Lies doch bitte mal etwas genauer.
Folgende Attribute sprechen für eine kleine Stadt: Lindenhain (bei Dörfchen nicht üblich, ein typisch städtisches Phänomen des 18./19. Jahrhunderts), graues Tor von Stein ( = Stadttor), Wachtturm, Burgwall (historische Dörfer sind so gut wie nie befestigt!), Markt (Dörfchen hatten keinen Markt, ihre Zeugnisse wurden auf die städtischen Märkte gebracht).
Für das Dörfchen stehen dagegen: Dorfbrunnen, Dorfkrug.
Der Verfasser beschwört ein Bild aus vorindustrieller Zeit und mixt dabei Versatzstücke kleinstädtischer und dörflicher Szenerien. Herausgekommen ist etwas durchaus Ahistorisches, das so bei keinem Romantiker der Zeit um 1800 vorstellbar ist.
Dein Einwand von der Entwicklung von Dörfern zu Städten geht an der tatsächlichen Entwicklung vorbei. In ihrem Verlauf haben sowohl Dörfer als auch Städte eben jene hier im Gedicht enthaltenen romantischen Attribute weitgehend eingebüßt.
*** malt uns hier das Bild einer Vergangenheit, die es so nie gegeben hat und die sich daher so auch nicht hat konservieren können. Welche Tendenz er damit verfolgt, darüber kann man sich ja ausreichend anhand seiner Website, besonders seiner Aufsätze dort, unterrichten - sofern man will.“
Damit haben wir – gottlob und endlich – den Schlußpunkt unserer „Betrachtungen zur Psychologie eines Afterweisen oder Pseudointellektuellen“ erreicht. Wir sehen, wie Microcephalus ungeachtet allen Widerspruches, den seine abstrusen Ausführungen bei den übrigen erregen, beharrlich an seinen Philosophastereien festhält und schließlich auch das letzte Wort behält, weil wir übrigen unterdessen müde geworden sind, einen Afterweisen zu belehren, der auf seine Weise eben unbelehrbar ist! Dieser, Microcephalus, bietet noch eine kurze Analyse, etwa des Inhalts, daß in Dörfern nicht mehrere Linden auf einem Haufen wachsen können, ein graues Tor von Stein notwendig immer ein Stadttor sein und ein Wachturm und Burgwall notwendig sich immer auf eine Stadt beziehen müssen. Auch muß eine Marktgemeinde offensichtlich notwendig im Besitze des Stadtrechts sein! Es zeigt sich hier mehr denn je, wie sklavisch der Afterweise am Buchstaben hängt und außerstande ist, den eigentlichen Sinn eines Gedichtes zu fassen, dessen letzte Absicht es war, eine „wissenschaftlich-historische Abhandlung über den Unterschied zwischen Dörfern und Städten“ zu liefern, die der Autor zum bloßen Vergnügen eben einmal in Verse setzt, damit sich das Ganze angenehmer liest! Zuallerletzt schließt er vom Gedicht, das für sich selbst steht, wieder auf dessen Verfasser und glaubt damit zu beweisen, daß die Beschwörung jener „heilen Welt“ – die, wie wir im Obigen gezeigt haben, dem Afterweisen so verhaßt ist, eben weil er sie nicht will, da sie Ruhe und Frieden vermittelt – in Wahrheit nur die verschleierte Doktrin einer erzreaktionären Gesinnung ist, welche der Afterweise freilich von Natur aus fürchtet und ablehnt, weil er eine Art der Geisteshaltung, die ebenso voll Willkür und tyrannisch ist wie seine eigene, notwendig als eine Bedrohung seiner willkürlichen und tyrannischen Existenz empfinden muß!
Allein niemand, der sich nach einer wahren heilen Welt sehnt, wird damit die Unterdrückung der Freiheit anderer implizieren; gegen jenen anarchischen Gedanken des Afterweisen nur wenden wir uns, der so gerne hätte, daß es keine Anstands- und Verhaltensregeln, ja keine Moral unter den Menschen mehr gebe und nur mehr allein sein Wille zählte, der, von allem moralischen Zwang entbunden, so gerne die Weltherrschaft an sich reißen möchte!
Wenn der Verfasser sich die Mühe machte, dies Psychogramm zu entwerfen, so geschah es der Hauptsache nach gewiß nicht in der Absicht, den Afterweisen zu demütigen, da er doch keine Demut kennt, sondern vielmehr, um allen übrigen zuzurufen: lassen wir uns von den Anfechtungen der Afterweisen nicht irremachen und haben wir den Mut, offen zu unseren Überzeugungen und Gesinnungen zu stehen; haben wir aber auch die Courage, anderen Gesinnungen mit Achtung und Respekt zu begegnen, weil nur dann können wir diese Achtung und diesen Respekt, den wir von anderen einfordern, auch für uns selbst in Anspruch nehmen!
Soli deo gloria
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