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Als einst in meinem Schaukelstuhl
den Fidibus ich brauchte,
und, wie ich pflog, mit Wohlgefühl
mein Tabakspfeifchen schmauchte;
da schlug die alte Pendeluhr
die mitternächt’ge Stunde,
daß es im nächtlich stillen Flur
erdröhnte in der Runde!

Die Schläge, horch, wie schauerlich! –
Ich zählte: eilfe, zwölfe –
doch halt! – was regt da draußen sich?
so wahr, als Gott mir helfe! –
pocht’, als der letzte Gong verbraust
mit Schlägen, dumpfen, hohlen,
es wie von harter Knochenfaust
dort an die Eichenbohlen.

Mich schauderte; „Welch später Gast
mag meiner noch begehren?“,
so sprach ich leis’, und dachte fast
an alle Schauermären.
Doch frisch gefaßt! – War’s eher nicht
bloß Tand, der mich erschreckte? –
sooft ein eitles Traumgesicht
der Phantasie mich neckte?!

Zur Türe schritt ich; seltsam doch! –
Woher nur dieses Bangen?
„Nur Mut, mein Herz!“ – so sann ich noch
als jäh die Riegel sprangen! –
– und Lüfte, huh, wie Eis so kalt
unheimlich mich umwehten,
sodaß, von Grabeshauch umwallt
sich die Gardinen blähten! –

Allmächtiger! Welch toller Spuk
umgarnte meine Sinne?
War’s Wirklichkeit? – War’s Wahn, war’s Trug? 
Versteinert hielt ich inne!
Sieh dort, im bleichen Mondesstrahl! –
Zwei leere Augenhöhlen! –
in einem Schädel, totenfahl –
O Gnade meiner Seelen!

Nach langen Jahren, als man dann
die Kammer aufgefunden;
da stand der Zeiger obenan –
und wies die zwölfte Stunden!
Am morschen Schaukelstuhle fraß
der Moder an der Wippe;
darin, bedeckt von Spinnweb, saß –
ein beinigtes Gerippe!



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