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(Der Tragödie letzter Teil)

Langsam und allmählich scheint es auch in den letzten Köpfen zu dämmern, daß der ganze überflüssige Wirbel, den man um das Coronavirus und die damit einhergehende Pandemie veranstaltet hatte, mit Shakespeare zu sprechen in vielerlei Hinsicht „Viel Lärm um nichts“ war, und dementsprechend einsilbig und wortkarg gibt man sich nun von seiten der Regierung und scheint es vorzuziehen, die peinliche Affäre gleichsam „ausschleichen“ zu lassen. Und in der Tat, was würde es auch nützen, wenn sich die ganzen Irrtümer und Fehlentscheidungen, die im selben Zusammenhang gemacht wurden, ohnehin nicht mehr rückgängig machen lassen? Freilich, ein Eingeständnis all dessen wäre nur aufrichtig und ehrlich und eigentlich das Mindeste, was man als Bürger von den Regierenden erwarten könnte, und immerhin läßt sich eine Ministerin dazu herbei einzugestehen, daß „sicherlich nicht alles perfekt gelaufen“ sei. Nicht alles, aber doch immerhin sehr vieles, scheint dieser Satz zu suggerieren. Auch wolle man aus der Pandemie „Lehren für die Zukunft ziehen“, und das System sei außerdem durch die „höchstgerichtliche Kontrolle der Grundrechte zu jeder Zeit sichergestellt gewesen.“ Auch zu jenem Schluß gelangt man ‒ immerhin, möchte man fast sagen ‒ daß „der Bevölkerung drei Jahre viel abverlangt wurde“ und daß dieses Kapitel „als eine harte Prüfung in die Geschichte eingehen werde“. Weit eher noch wird dieses Kapitel aber wohl als eine Ära des politischen Totalversagens in unsere Geschichtsannalen eingehen; denn wer wahrhaft glaubt, daß mit der offiziellen Erklärung des Endes der Pandemie nun alles erledigt sei und man so tun könnte, als wäre ja eigentlich gar nichts weiter passiert, der macht sich die ganze Sache etwas gar zu einfach ‒ so wie man sich die Sache ja auch während der Pandemie selbst zuweilen ziemlich einfach zu machen schien, wenigstens lassen die damals getroffenen Maßnahmen keine anderen Schlüsse zu. Auch wenn nun gewiß alle froh darüber sind, diese unselige Zeit bald beendet zu wissen, bleibt ein bitterer Nachgeschmack.
Daß „sicherlich nicht alles perfekt gelaufen“ sei, kann man angesichts des fast in jeder Hinsicht mißglückten Katastrophenmanagements nicht einmal euphemistisch auffassen. Von all den unmittelbar negativen Konsequenzen wie etwa häusliche Gewalt, Femizid, Bildungsverfall, Erziehungsdefizite unserer Kinder, Vereinsamung alter Menschen, Monophobien, Existenzängste, Gewissensnöte, Depression, Suizid, Alkoholismus und dergleichen mehr haben wir bereits berichtet [1]. Insbesondere auf die Lehren, die man ‒ angeblich ‒ für die Zukunft daraus ziehen wolle, darf man gespannt sein: denn wenn man wirklich und wahrhaftig stets seine Lehren gezogen hätte, dann hätte es ja weder möglich sein können noch dürfen, daß man etwa eine Gruppe von Mitmenschen mit Kalkül aus dem gesellschaftlichen Leben ausschließt und ihnen in bestimmten Branchen zum Teil sogar das Erwerbsleben nur unter jener Prämisse der Impfung gestattete. Eine tendenziöse, im Interesse der Entscheidungsträger stehende Medienberichterstattung wirkte zudem polarisierend auf die Allgemeinheit, indem die Geimpften gleichsam als die „Guten“, die Ungeimpften als die „Bösen“ hingestellt wurden ‒ es braucht wahrlich nur geringe Phantasie, um zu einem solchen Schluß zu gelangen ‒ und tat das ihrige, noch zusätzliches Öl in die ohnehin bereits brodelnde Suppe der gespaltenen Bevölkerung zu gießen. Nur wenig überraschend wurde es damit sogleich besser, sobald man einmal mit den diesbezüglichen, medial geschürten Hetzkampagnen aufhörte, doch war all dies wieder einmal der beste Beweis dafür, wie einfach sich weite Kreise der Bevölkerung vom herrschenden System instrumentalisieren und aufhetzen lassen. Von Lehren, die da gezogen wurden, kann also die Rede nicht sein, denn angesichts unserer keineswegs kurzen Historie hätten wir Zeit und Gelegenheit genug gehabt, aus der Vergangenheit zu lernen: weshalb sollte es also ausgerechnet diesmal passieren? Nichts, aber auch rein gar nichts wird man daraus lernen, und die Geschehnisse der jüngsten Zeit beweisen ja genugsam, wenn auch auf eine andere Weise, daß man nichts gelernt hat; aber davon später mehr.
Gelangt man zu dem Schluß, daß die Grundrechte „höchstgerichtlich kontrolliert“ worden seien, dann stellt sich die ernsthafte Frage wie es dann möglich war, daß ein nicht unbedeutender Teil unserer Gesellschaft keine Veranstaltungen oder Plätze des allgemeinen gesellschaftlichen Lebens besuchen durfte und sogar mit Ausgangssperren oder beruflichem Impfzwang konfrontiert wurde? Dies alles kann mit unseren Grundrechten doch wohl schwerlich vereinbar sein, und wenn es wirklich wahr sein sollte, daß dies alles tatsächlich unter „höchstgerichtlicher Kontrolle“ geschehen sei, dann ist dergleichen wohl nichts eher als eine Bankerotterklärung sämtlicher demokratischer Werte zu nennen! Mehr als nur kränkelnd erscheint in diesem Zusammenhang auch jener Umstand, daß man all jenen, welche die subtile Hetze wider die damals Ungeimpften mit der Diskriminierung gewisser Bevölkerungsgruppen während des Dritten Reiches vergleichen, nun eine „Verharmlosung des Nationalsozialismus“ vorwirft: hat man Absurderes je gehört? Man scheint nicht begreifen zu wollen, daß es hier nicht um Hexen, Juden oder Ungeimpfte geht, sondern um das dahintersteckende Prinzip der Diskriminierung: denn es wird wohl kein Vernünftiger leugnen, daß zwischen einem Mörder und einem Dieb zwar ein bedeutender Unterschied in der Schwere der Tat besteht, beide aber trotzdem kriminelle Handlungen begangen haben, ebenso wie in obiger Hinsicht in sämtlichen Fällen Diskriminierung, wenn auch in unterschiedlichem Grade, vorliegt; man scheint also schlechterdings nicht imstande oder willens zu sein, das dahintersteckende Prinzip von der Sache selbst zu trennen.
Daß der Bevölkerung viel abverlangt wurde ist das einzige, welches wir als unumstößliche Wahrheit stehen lassen und leider bejahen müssen. Ich selbst habe jene Zeit als die traurigste in meinen nunmehr immerhin fast dreiundfünfzig Jahren Erdendasein empfunden, aber dies zweifellos weniger, weil ich so sehr unter den verhängten Maßnahmen gelitten hätte, sondern vielmehr der unbeschreiblichen moralischen Verworfenheit, Heuchelei und Feigheit wegen, die bei dieser Gelegenheit zum Vorschein gelangte. Während die Bevölkerung unter den mannigfachsten Bedrückungen seufzte, benützten die Großen und Mächtigen das Leid der Masse zu ihrem eigenen Vorteil: nicht erst seit gestern wissen wir, daß die großen Konzerne und Superreichen die Zeit der Pandemie zum Vorwand benützten, ihren ohnedies schon stinkenden Reichtum noch unermeßlich zu vermehren, die Konzerne verzeichneten ‒ und verzeichnen zum Teil noch immer ‒ Umsatz- und Gewinnzuwächse im zweistelligen Prozentbereich, und Firmen und Unternehmen derselben Art scheuten nicht davor zurück, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken und vom Staat millionenschwere finanzielle Unterstützungen zu kassieren. Großzügige Geldmittel und Coronahilfen wurden fast mit der Kohlenschaufel gewährt, freilich weit mehr den Großen als den Kleinen, und mit teuren Steuermilliarden wurden haufenweise Impfstoffe eingekauft, die mittlerweile abgelaufen und vergammelt sind, und die Stapel abgelaufener oder bald nicht mehr benötigter FFP-2 Masken türmen sich in irgendwelchen Lagern oder landen gleich auf dem Müll. Kaum zählt man die Anzahl derer, die ungeachtet mehrfacher Impfungen trotzdem am Virus erkrankt sind, und über die tatsächliche Effektivität der Impfstoffe ist man inzwischen wohl besser berichtet. Allein ‒ was nützt alle Erkenntnis, wenn sie zu spät kommt?! Am moralischen Schaden, den unsere Gesellschaft dadurch genommen hat, werden wir noch lange Zeit zu leiden haben, und über diesen Punkt haben wir uns in unseren vorherigen Episteln [2] bereits ausgesprochen; aber auch der dabei entstandene materielle Schaden ist schier unermeßlich und trifft ‒ wie stets in solchen Fällen ‒ am meisten diejenigen, die ohnehin am wenigsten besitzen. Man braucht kein ausgewiesener Wirtschaftsexperte sein um zum ‒ übrigens nur unschwierigen ‒ Schluß zu gelangen, daß die Zeche wieder einmal die Masse der hart arbeitenden Bürger dieses Landes bezahlen wird! ‒ Was weiter? Bereits jetzt haben wir (in Österreich) eine Geldentwertung von etwa zwölf Prozent und eine Teuerungswelle ohnegleichen, die Schuldenberatungsstellen platzen aus allen Nähten und manche Menschen wissen angesichts solch nackter Tatsachen nicht mehr ein noch aus. Beinahe gewinnt man den Eindruck, als ob die Hauptverantwortlichen nun selbst etwas peinlich davon berührt wären, wie kopflos man die ganze Zeit über agiert und reagiert hatte ‒ aber zu mehr als jenen eingangs zitierten, seichten Eingeständnissen hat man sich eben doch nicht aufzuschwingen vermocht, denn ohne jeden Zweifel würde sich wohl jeder einzelne von uns schwer mit jenem Eingeständnisse tun, fast auf ganzer Linie versagt zu haben. Gewiß, errare humanum est, wir alle sind nur Menschen und somit dem Irrtum und dem Versagen unterworfen, doch es muß klar sein, daß Menschen, die über andere zu entscheiden haben, eine ungleich größere Verantwortung tragen, sich diese aber ‒ so will es jedenfalls scheinen ‒ viel zu wenig bewußt machen: denn eine verantwortungsbewußte Krisenpolitik hätte in meinen und wohl auch in den Augen vieler anderer Bürger dieses Landes ganz anders aussehen müssen! Wollen wir trotzdem nicht unbillig sein und bis zu einem gewissen Ausmaß auch Verständnis und Verzeihung für das Versagen anderer zeigen, denn niemand ist vollkommen: die Dinge lassen sich nun einmal nicht mehr ungeschehen oder rückgängig machen, und leider haben wir indessen schon wieder mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: allerdings frägt es sich, ob all die Probleme der Gegenwart, die Pandemie nicht ausgenommen, nur die konsequente Folge einer jahrzehntelangen Fehlentwicklung auf moralisch-menschlicher Ebene sind, deren Folgen man hätte voraussehen können und ob wir dadurch nicht eigentlich vom Regen in die Traufe gekommen sind?
Freilich, die Pandemie wird in wenigen Monaten ‒ übrigens von denselben, die sie offiziell ins Leben gerufen haben ‒ für beendet erklärt und der Deckel dieses fürchterlich schlechten Romanes zugeklappt werden, wahrscheinlich ohne nochmals großartig darüber zu diskutieren oder gar zu reflektieren, denn für diesen peinlichen Auftritt waren wir ja schließlich selbst verantwortlich ‒ anders als bei menschlichen Fehltritten der Vergangenheit, für die ja in erster Linie Menschen verantwortlich waren, die heute zum allergrößten Teil schon längst nicht mehr am Leben sind, denn es läßt sich mit dem Finger eben um vieles leichter auf die Gebrechen anderer zeigen als auf die eigenen. Doch glaube keiner, es ließe sich die ganze Sache aus den Augen aus dem Sinn schaffen: noch lange nämlich, ich wiederhole es, werden wir an den mittelbaren Folgen der Pandemie zu leiden haben, und kaum läßt sich leugnen, daß die Pandemie jene Mißstände, die bereits vorher bestanden haben, nur potenziert und beschleunigt hat. Mit Recht wohl dürfen wir deren Ende auch jenem Umstande zuschreiben, daß inzwischen andere, wohl kaum geringere Probleme auf uns zugekommen sind, sodaß jene Frage, ob wir damit nicht vom Regen in die Traufe gekommen sind, als eine höchst legitime erscheint. Mit derselben Ignoranz nämlich, die sich bereits während der Pandemie gezeigt hatte, wird nun Kriegshetze betrieben, und ebenso, wie man während der Pandemie nichts getan hat, die Parteien auszusöhnen, wird nun nichts zur Deeskalation beigetragen, sondern im Gegenteil alles, um die Fronten noch zu verhärten. Anstatt also darüber zu sprechen, wie man kalmierend einwirken und was man angesichts des ohnehin bereits fortgeschrittenen Zustandes der Eskalation noch tun könnte, die Parteien zur Vernunft aufzurufen oder wenigstens einen Waffenstillstand zu erwirken, beratschlagt man darüber, ob und wieviele Kampfflugzeuge, Panzer und Raketen man liefern will! Ist das nicht geradezu der Gipfel menschlicher Unvernunft?! ‒ Über all die negativen Folgen, welche aus der ganzen Misere bereits resultieren und noch resultieren werden, wollen wir lieber den Mantel des Schweigens breiten: läßt sich Politik wirklich nicht besser machen oder fehlt einfach nur der aufrechte und ehrliche Wille dazu und geht es wirklich mehr denn je um Geld, Macht und die Interessen einzelner, um derentwillen unzählige Menschen auf diesem Planeten leiden müssen?! Auf diese Frage muß wohl jeder für sich selbst eine Antwort suchen! ‒ Freilich, auch diese meine Zeilen werden an der Gesamtsituation nichts ändern; aber vielleicht kann ich dadurch ja doch einige wenige dazu ermuntern, Zivilcourage zu zeigen und sich nicht entmutigen zu lassen. Wir sind nämlich nicht alleine: es gibt mehr Menschen, die ähnlich denken und empfinden als wir glauben möchten; es kommt nur darauf an, mutig zu sein und selbstbewußt hinter seinen Meinungen zu stehen ‒ auch in Situationen, wo man alleine ist und die Majorität gegen sich hat. Gewiß, die Menschheit insgesamt wird man dadurch nicht ändern: aber zur Menschheit gehören zum Glück ja auch all jene, die mutig und aufrecht für eine bessere Welt einstehen, und solange es solche Menschen gibt (und die wird es gottlob geben, solange es Menschen überhaupt gibt), wird auch immer die Hoffnung für eine sinnvolle Zukunft auf unserem Planeten bestehen! ‒
  




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